Persönlich Horst Seehofer . . . will nicht aufhören

Bayerns politischer Vorturner Horst Seehofer überrascht mal wieder Freund wie Feind. Der Landesvater und CSU-Chef wollte - wenn man seinen früheren Äußerungen Glauben schenkt - eigentlich 2018 aufhören. Nun scheint ein wesentlicher Teil seiner Lebensplanung wieder offen. Das Versprechen vom Auszug aus der Staatskanzlei ist zur Drohung für mögliche Polit-Erben geworden: "Wenn die CSU keinen geordneten Generationsübergang hinbekommen werde, wüsste ich, was ich zu tun hätte. War das deutlich genug?", orakelte er im "Spiegel". Düstere Wolken ziehen am weiß-blauen bayerischen Himmel auf.

Machtmensch Seehofer weiß, dass man die eigene Position stärkt, indem man die der hoffnungsprallen Möchtegern-Nachfolger schwächt. Man muss sie gegeneinander ausspielen, antreten lassen, den Einen oder die Andere öffentlich hervorheben und damit die Diadochenkämpfe befeuern. Bisher galten Bayerns aktueller Finanzminister Markus Söder und die frühere Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Ilse Aigner, als Nachfolgekandidaten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt wertet nun die Runde zum bayerischen Dreigestirn auf.

Söder zelebriert seine "Feindschaft" zum Ministerpräsidenten nach dem Motto "Drachen steigen gegen den Wind". Er forderte kürzlich ohne Absprache mit dem Chef, dass alle Vorhaben der großen Koalition in Berlin auf ihre Wirtschaftsfreundlichkeit hin zu überprüfen seien. Man könne nicht dogmatisch an allem unbeirrt festhalten, was vor einem Jahr vereinbart worden sei. Das sind zum Beispiel die heftig umstrittenen Straßenmaut-Pläne von Dobrindt. Sollten die scheitern oder bis zur Unkenntlichkeit verwässert werden, wäre auch Seehofer beschädigt, der sie für eine besondere Kür am politischen Hochreck hält. Im Sommer hatte Seehofer schön angekündigt, sich Ende 2015 erneut zum Parteivorsitzenden im Freistaat wählen zu lassen. Na dann.

(RP)
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