Persönlich Hosni Mubarak . . . kann mit Glück bei Urteil rechnen

Ein "Jahrhundertprozess" in der Geschichte Ägyptens war erwartet worden, als vor drei Jahren der ehemalige Staatspräsident Hosni Mubarak angeklagt wurde.

Er sei als Mittäter verantwortlich für die Tötung von mehr als 900 Demonstranten während der Massenproteste 2011. Zu Beginn elektrisierte der Prozess gegen den heute 86-Jährigen die Massen. Fasziniert erlebten die Ägypter wie Mubarak, der 30 Jahre lang das Land alleine und mit harter Hand regierte, sich - eingesperrt in einem Drahtverschlag - dem Gericht stellte: Der "Pharao" war menschlich geworden.

Seitdem hat das Interesse allerdings deutlich nachgelassen, das für heute angekündigte Urteil lässt viele Ägypter kalt. Denn die politische Großwetterlage hat sich grundlegend geändert: Hohe Offizielle der alten Ära sind wieder an der Macht, unter ihnen der amtierende Präsident Abdel Fattah al Sisi, der unter Mubarak Chef des militärischen Geheimdienstes war. Viele der damaligen Protestierer, die sich mit dem neuen autoritären Kurs nicht abfinden wollen, befinden sich dagegen im Gefängnis. Und die Medien beschäftigen sich kaum noch mit den Menschenrechtsverletzungen des Mubarak-Regimes, sondern berichten vor allem über die Bedrohung durch die Islamisten.

Der Kurswechsel könnte die Rettung für

Mubarak sein. Denn anstatt der Todesstrafe werde es auf eine Haftstrafe hinauslaufen, schätzen Experten. Es wäre nicht das erste Mal, dass Mubarak das Glück hold ist: Aus einer Mittelschichtfamilie stammend machte er Karriere bei der Luftwaffe. Präsident Anwar al Saddat wurde so auf ihn aufmerksam und machte Mubarak 1975 zum Vizepräsidenten. Als Saddat 1981 bei einer Militärparade - Mubarak saß neben ihm - von einer Gruppe Islamisten erschossen wurde , blieb Mubarak unverletzt und wurde Präsident Ägyptens. Während seiner Regentschaft überlebte er noch fünf weitere Anschläge. Hat der "Pharao" mal wieder Glück?

(RP)
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