Berlin Hungerkrise bedroht Millionen Südsudanesen

Berlin · Die UN warnen vor einer Katastrophe in Afrikas jüngstem Land. Helfer kritisieren fehlendes internationales Engagement.

Die Vereinten Nationen haben vor einer Hungerkatastrophe im Südsudan gewarnt. 100.000 Menschen drohe akut der Hungertod, heißt es in einem UN-Bericht. Landesweit stehen demnach rund eine Million Einwohner kurz vor einer Hungerkrise. 4,9 Millionen Menschen haben zu wenig zu essen. Und die Prognose sieht düster aus: Einer Schätzung zufolge könnte bald die Versorgung von 5,5 Millionen Menschen, etwa der Hälfte der Gesamtbevölkerung des erst seit 2011 unabhängigen Landes, unsicher sein.

In dem afrikanischen Land herrscht aufgrund eines Machtkampfs zwischen dem Präsidenten Salva Kiir und seinem Stellvertreter Riek Machar ein Bürgerkrieg. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation zusätzlich verschärft, sagte Till Wahnbaeck, Vorstand der Welthungerhilfe, der das Land vor wenigen Wochen bereiste. Die Organisation hat nun an die internationale Staatengemeinschaft appelliert, so schnell wie möglich zusätzliche humanitäre Hilfe für den Südsudan bereitzustellen. Wahnbaeck kritisiert: "In diesem Land herrscht seit Jahren Chaos, und die internationale Gemeinschaft hat es nicht geschafft, die beiden Konfliktparteien zu einem dauerhaften Frieden zu verpflichten. Es scheint leider so zu sein, dass es die schlimmen Nachrichten braucht, bis Menschen wachgerüttelt werden."

Von einer Hungersnot sprechen die Vereinten Nationen erst, wenn Menschen an Unterversorgung gestorben sind. Vor den Engpässen in der Nahrungsversorgung hätten Oxfam und andere Hilfsorganisationen in den vergangenen drei Jahren immer wieder gewarnt, sagte Marion Lieser, Geschäftsführerin von Oxfam Deutschland. Lieser nannte die Hungerkrise eine "menschengemachte Katastrophe".

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller kritisierte die Politiker des Landes. "Im Südsudan hungert die Bevölkerung und die Machthaber schauen zu", sagte Müller. "Statt mit Öl einen Bürgerkrieg zu befeuern, müssen die Konfliktparteien Verantwortung übernehmen und Frieden schaffen", sagte der CSU-Politiker unserer Redaktion. Die Botschaft aus Deutschland laute: "Wir lassen euch nicht im Stich." Die Bundesrepublik unterstütze die notleidende Bevölkerung direkt mit Nahrungsmitteln und sicherem Trinkwasser und investiere in verbesserte landwirtschaftliche Produktion.

Michael Brand, Sprecher für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe der Unionsfraktion, forderte außerdem, die Unterstützung der Staatengemeinschaft zu verdoppeln. "Humanitäre Hilfe darf aber nicht zum Alibi der Staatengemeinschaft verkommen, Konflikte politisch nicht zu lösen", sagte Brand und forderte: "Es braucht endlich ein Waffenembargo und das Einfrieren ausländischer Bankkonten der Rädelsführer im Südsudan." Auch die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), fordert "ein klares Zeichen von Deutschland und Europa, dass sofort gehandelt wird, damit die humanitäre Notlage nicht noch weiter eskaliert".

Im Südsudan hat Präsident Kiir derweil Zugeständnisse gemacht: Im Parlament versicherte er gestern, Hilfsorganisationen ungehinderten Zugang zu den Krisengebieten zu gewähren, nachdem die Vereinten Nationen über Behinderungen durch die südsudanesische Armee geklagt hatten.

(tak / may-)
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