Neu-Delhi In Pakistan drohen heute Massenproteste

Neu-Delhi · Nawaz Sharif wirkt angespannt, als er vor die Kameras tritt. "Ich werde niemandem erlauben, Anarchie zu verbreiten", warnte er in einer Ansprache an das Volk. Nur ein Jahr ist es her, seit er zum dritten Mal Premierminister Pakistans wurde. Doch schon jetzt spekulieren Medien über ein baldiges Ende seiner Regierung. Gleich zwei selbsternannte Helden der Demokratie haben ihre Anhänger für morgen zu einem "langen Marsch" auf Islamabad aufgerufen, um Sharif zu stürzen und Neuwahlen zu erzwingen.

Der eine ist der Prediger Tahirul Qadri, der die meiste Zeit in Kanada lebt, aber nun plötzlich wieder in Pakistan auftauchte. Der andere ist der ehemalige Kricketstar und heutige Politiker Imran Khan. So verschieden beide Männer sind, haben sie einiges gemein: Beide haben stattliche Anhängerzahlen. Beide haben für ihre Massenproteste ausgerechnet diesen Donnerstag, Pakistans Unabhängigkeitstag, gewählt. Und beiden wird nachgesagt, dass sie Gönner im Militär haben.

Der Atomstaat scheint auf eine Machtprobe zuzusteuern. Nervös hat sich die Regierung hinter Schiffscontainern verschanzt. Khan wirft Sharif vor, die Wahl im Mai 2013 verfälscht zu haben. Er fordert wie Qadri sofortige Neuwahlen. Sharif hatte damals einen Erdrutschsieg geholt. Die meisten westlichen Beobachter halten das Wahlergebnis jedoch für glaubwürdig.

Ministerpräsident Sharif wähnt sich als Opfer eines Komplotts. Er glaubt, das Militär wolle seine Regierung destabilisieren. Sein Verhältnis zu den Generälen war nie gut. Es wäre nicht das erste Mal: Seit der Unabhängigkeit 1947 erlebte Pakistan drei Militärcoups.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort