Jakarta Indonesiens Waldbrände verpesten die Region

Jakarta · Die Brandrodung hat katastrophale Folgen für Mensch und Natur. Dieses Jahr sind sie schlimm wie nie.

Jedes Jahr wieder brennen in Indonesien die Wälder, um Platz für neue Palmölplantagen zu schaffen. Auch die Nachbarländer Malaysia und Singapur leiden dann unter den Rauchschwaden, die oft wochenlang den Himmel verdunkeln. In diesem Jahr waren die Brände so schlimm wie seit 1997 nicht mehr. Inzwischen dämmen zwar erste Monsunregenfälle die Feuer ein, aber die bislang herrschende extreme Trockenheit hat für erhebliche Schäden gesorgt.

Neben dem Verlust von wertvollen Wäldern gehen durch die Feuer auch Lebensräume für Tiere verloren: Sumatras Tiger und die Orang-Utans auf Sumatra und Borneo sind seit Jahren vom Aussterben bedroht. Vor allem setzen die Brandrodungen aber auch riesige Mengen an Emissionen frei, da in Indonesien nicht nur die Wälder selbst brennen, sondern auch der Torfboden, auf dem sie wachsen. Auch der niederländische Experte Guido van der Werf von der Universität Amsterdam, der eine globale Feuer-Emissions-Datenbank betreibt, bestätigt den Ernst der Lage. "Wir sind jetzt auf dem höchsten Level seit 1997 und haben das Jahr 2006 am 21. Oktober überholt."

"Es ist eine schreckliche Situation, und wo ist die Regierung in Zeiten einer internationalen Krise wie dieser?", schreibt die Organisation zum Schutz der Orang-Utans. "Es ist das Umweltverbrechen des 21. Jahrhunderts." Indonesien sei derzeit aufgrund der Brände der CO2-Produzent Nummer eins weltweit. Tatsächlich sind die Emissionen der Feuer in diesem Jahr laut der "Washington Post" bereits höher als der gesamte CO2-Ausstoß Deutschlands in einem Jahr. Die Gesundheitsgefahr für Menschen in Indonesien, aber auch in Malaysia und Singapur, wo teilweise Schulen wegen des dichten Rauches geschlossen werden mussten, lässt sich nur schwer abschätzen.

Nach Schätzungen der Zeitung "Jakarta Globe" atmen rund 40 Millionen Menschen täglich den giftigen Rauch ein. "Nicht nur das Leiden der Menschen ist entsetzlich, die Feuer erzeugen auch massive wirtschaftliche Kosten für die indonesische Wirtschaft", schreibt die Zeitung. Bis zu 45 Milliarden Euro könnte der Schaden betragen, weil das Land über Wochen den Notstand ausgerufen hatte, Flüge gestrichen wurden, Bauarbeiten gestoppt wurden und Ernten gelitten haben. Auch der Schaden für die Bienen-Populationen könnte dramatische Langzeitfolgen für die Landwirtschaft haben.

Erik Meijaard, der auf Borneo eine Zukunftsinitiative leitet, übt massive Kritik an Indonesiens Regierung und an Präsident Joko Widodo, der sich zwar gerne vor Ort in den Katastrophengebieten zeige, aber wenig tue, um die Feuer wirklich zu bekämpfen. Es wären nicht ausreichend Helikopter im Einsatz, nicht genügend Gesichtsmasken vorhanden, und es würde bei weitem nicht ausreichen, einige Kanäle durch den Torf zu graben, um Wasser zu den Feuern zu leiten.

Ganz nebenbei steht nach Meijaards Meinung auch Indonesiens Ruf in der internationalen Gemeinschaft auf dem Spiel. Indonesiens direkte Nachbarn seien empört, aber besonders schlecht werde das Land bei den Klimaverhandlungen in Paris dastehen, wo Indonesien eigentlich Pläne zur Emissionsverminderung vorlegen soll.

(RP)
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