Kobane IS-Terrormiliz will erbeutete Kampfflugzeuge einsetzen

Kobane · Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) verliert in der nordsyrischen Stadt Kobane an Boden. Mithilfe von Luftangriffen der internationalen Koalition drängten kurdische Kämpfer die Dschihadisten gestern weiter zurück. Der Vize-Sprecher für auswärtige Angelegenheiten in Kobane, Idris Nassan, berichtete, die Dschihadisten hätten noch 15 bis 20 Prozent des Ortes unter Kontrolle. Vor einer Woche war von etwa 40 Prozent die Rede. Kurdische Aktivisten warnten jedoch, die sunnitischen Extremisten brächten Verstärkung in die Stadt an der Grenze zur Türkei.

Ismet Hassan vom Verteidigungsrat in Kobane sagte, IS-Einheiten aus den Städten Rakka, Dair as Saur, Dscharabulus und Manbidsch kämen den Extremisten zu Hilfe. Er wies dabei Meldungen zurück, wonach die kurdischen Volksschutzeinheiten Nachschub erhalten hätten. Der kurdische Aktivist Farhad Schami sagte, dass es in der Nacht zu gestern neue IS-Angriffe auf kurdische Kämpfer im Osten und Süden der Stadt gegeben habe, die jedoch abgewehrt worden seien. Die IS-Miliz hatte Anfang September ihren Vormarsch auf die kurdische Enklave Kobane (arabisch: Ain al Arab) begonnen.

Nach Angaben der oppositionsnahen syrischen Menschenrechtsbeobachter rüsten sich die Dschihadisten in Aleppo nun auch für Einsätze mit Kampfflugzeugen. Ehemalige irakische Armeeoffiziere bildeten IS-Kämpfer derzeit aus, hieß es. Drei Kampfflugzeuge - vermutlich ältere MiG 21 und 23 aus russischer Fertigung - sollen sich auf einem Militärflugfeld in der nördlichen Provinz Aleppo befinden. Die Aktivisten berichten unter Berufung auf Einwohner der Region, dass mindestens ein solches Flugzeug im Tiefflug gesehen wurde.

Im Westirak bereitet sich die Stadt Ramadi auf einen Großangriff der Dschihadisten vor. Die dortigen Behörden verhängten eine Ausgangssperre, wie das Nachrichtenportal "Sumaria News" berichtete. Es war unklar, wie lange die Maßnahme andauern sollte. Zuvor habe es Geheimdienstinformationen über bevorstehende Angriffe der Dschihadisten auf Sicherheitskräfte und Bürger der Stadt gegeben.

Ramadi liegt 100 Kilometer westlich von Bagdad in der von einer sunnitischen Mehrheit bewohnten Provinz Anbar. Die Stadt befindet sich an einer wichtigen Versorgungsroute der Extremisten, die von Syrien bis kurz vor Bagdad reicht. Viele Gebiete in Anbar stehen bereits unter IS-Herrschaft.

Im Irak hatten die internationalen Angriffe gegen den IS am 8. August begonnen, später wurden sie auf Syrien ausgeweitet. Der Einsatz trägt nun den offiziellen Namen "Inherent Resolve", übersetzt "Selbstverständliche Entschlossenheit".

(dpa)
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