Persönlich Jacek Czaputowicz . . . ist Polens neuer Außenminister

Er gilt als Gegenpol zu seinem Vorgänger Witold Waszczykowski, der mit Ausdrücken wie "Vernegerung" und anderen Provokationen international für Stirnrunzeln sorgte: Jacek Czaputowicz, der neue Außenminister Polens, gilt als ruhiger, besonnener. Der 61-jährige Politologe wurde am Dienstag von Premierminister Mateusz Morawiecki neben fünf weiteren Neubesetzungen ins Kabinett berufen. Angesichts des Sanktionsverfahrens der EU-Kommission gegen Polen aufgrund von Eingriffen in die Justiz scheint der Regierungschef damit die kontroversesten Minister ausgetauscht zu haben. Mit einem Fachmann soll das national-konservativ regierte Land auf internationalem Parkett im besseren Licht dastehen.

Czaputowicz wird bald Gelegenheit haben, Polens Image aufzupolieren. Nach Sofia steht Berlin in seinem Terminkalender. Wie viele seiner politisch engagierten Altersgenossen kam er in den 80er Jahren im sozialistischen Polen in Haft. Gleich zweimal wegen Aktivitäten für die Freiheitsbewegung Solidarnosc und wegen Kriegsdienstverweigerung. Er wirkte bislang an Universitäten und als politischer Berater im Hintergrund. In seinen Veröffentlichungen befasste er sich vor allem mit EU-Fragen und Sicherheitsaspekten. Mit dem Außenministerium ist er seit 1990 in Kontakt, er leitet die Akademie für das Ministerium, hat jedoch keine diplomatischen Erfahrungen.

Seit September wirkte er als Staatssekretär und stellvertretender Minister im Außenministerium. Seine Fähigkeiten werden von der Chefin der liberalen Partei "Modernes Polen" Katarzyna Lubnauer skeptisch gesehen: "Er ist ja ein guter Theoretiker, aber es ist schwer vorherzusehen, ob ein Mensch ohne entsprechende Erfahrung sich in einer so schwierigen Situation bewährt." Sein Besuch in Berlin könnte konfrontativ verlaufen, schließlich geht es dann um die deutsche Haltung zu Sanktionen gegen Polen.

Jens Mattern

(RP)
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