Persönlich Janina Kugel . . . muss Siemens-Jobabbau managen

Mit Widerständen kennt sich Janina Kugel (47) aus. Als Fünfjährige sei sie mal auf dem Heimweg vom Kindergarten an einem Bolzplatz vorbeigekommen, berichtete die Siemens-Personalchefin einmal bei einer Führungskräfte-Konferenz. Fasziniert stand die junge Janina Kugel am Zaun und hoffte darauf, zum Mitspielen aufgefordert zu werden. Stattdessen stimmten die Kinder "Negerlein"-Rufe an. Das habe wehgetan, sei aber lehrreich gewesen, berichtete Kugel. Sie zog zwei Schlüsse aus dem Vorfall: Nur weil man anders sei, dürfe man sich nicht zum Opfer machen lassen. Zudem erfordere das Anderssein, härter zu kämpfen als andere. Ihre Widerstandskraft wird die Managerin in den kommenden Monaten unter Beweis stellen müssen. Siemens will 6900 Stellen in der Kraftwerks- und Antriebssparte streichen. Kugel muss den Abbau exekutieren.

Die Mutter von Zwillingen kennt das Unternehmen in- und auswendig. Seit 2001 ist die Volkswirtin an Bord, ging vorübergehend zur Siemens-Tochter Osram, ehe Vorstandschef Joe Kaeser sie 2013 erst zur Leiterin der Personalstrategie und 2015 zum Mitglied des Konzernvorstandes machte.

Die anstehenden Wochen werden anstrengend für Kugel. Die IG Metall und der Betriebsrat sind extrem erbost. Schließlich hat die Personalchefin auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Das würde zu einem "ernsthaften Zerwürfnis" zwischen Management und Betriebsräten führen, kündigte Kugels Gegenüber auf Arbeitnehmerseite, Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn, an. Kugel, die stets locker und charmant auftritt, hat bei Siemens die Bewerbungsfotos abgeschafft - damit Bewerber nicht aufgrund verzerrter Wahrnehmung eingestellt würden. Wahrscheinlich gilt das auch für sie. Die kommenden Wochen dürften zeigen, ob das freundliche Auftreten eine harte Saniererin kaschiert.

(RP)
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