Miami "Jeder andere, nur nicht Trump"

Miami · Am "Super Tuesday II" triumphierte Trump in vier US-Staaten. Seinen Rivalen bleibt aber noch ein Rest an Hoffnung.

Marco Rubio hat zur Primary-Party geladen, aber von Partystimmung kann keine Rede sein. Sie lassen eher an eine Trauergemeinde denken, die Anhänger des jungenhaft wirkenden Senators aus Miami, die sich im Atrium der Florida International University versammelt haben. Auch wenn Aida Zayas anfangs noch versucht, sich die Lage schöner zu reden, als sie in Wirklichkeit ist. "Marco wird weitermachen, es darf nicht sein, dass Donald Trump unser Kandidat wird", sagt die schlanke Frau mit dem brünetten Haar. "Jeder andere, nur nicht Trump."

Die ersten Ergebnisse lassen da bereits ahnen, dass der raubeinige Geschäftsmann die Vorwahlen in Florida nicht nur gewinnt, sondern Rubio so deutlich besiegt, dass es für den telegenen Jungstar der Republikaner an eine Demütigung grenzt. Doch Aida Zayas, eine engagierte Aktivistin in den Reihen der örtlichen Republikaner, klammert sich an den Strohhalm einer "Contested Convention". Sie hofft auf einen Wahlkonvent, bei dem die Parteistrategen den Immobilienmagnaten im Juli in Cleveland noch irgendwie ausbooten, sofern er die Ziellinie nicht mit der absoluten Mehrheit von mindestens 1237 Delegiertenstimmen, sondern nur mit einer relativen Mehrheit überquert.

"Trump ist ungehobelt, er ist widerlich, ein Demagoge", schimpft sie, während ihr Mann Eleo, ein Medizintechniker, orakelt: "Die Amerikaner werden keinen Mann wählen, dem der nötige Ernst fehlt." Christian Camara, ein politischer Analyst aus Tallahassee, lässt in wenigen Sätzen erkennen, welche Zerreißprobe im Wahlfinale auf die Konservativen noch zukommen kann. Es falle ihm überaus schwer, am 8. November für einen Kandidaten zu stimmen, der sich einer so giftigen und vulgären Sprache bediene wie Trump, sagt Camara. "Stattdessen Clinton? Nein, dazu bin ich doch zu sehr Republikaner. Vielleicht gehe ich überhaupt nicht zur Wahl."

Als sich Rubio schließlich erschöpft und enttäuscht an ein Rednerpult stellt, klingt er wie ein verzweifelter Mahner. "Ich bitte das amerikanische Volk, der Angst nicht nachzugeben, dem Frust nicht freien Lauf zu lassen", sagt er in seiner Abschiedsrede. Das Land, schiebt er hinterher, befinde sich mitten in einem politischen Sturm, es werde von einem echten Tsunami überrollt. "Und wir hätten es kommen sehen müssen."

Am Dienstag ließ die Trump-Welle den Rechtspopulisten in Florida, Illinois und North Carolina triumphieren. In Missouri ging er praktisch gleichauf mit Ted Cruz durchs Ziel, dem Senator aus Texas, der beim Establishment ebenso verhasst ist wie der raubeinige Bauunternehmer. In Ohio gelang es John Kasich, dem Moderatesten unter den verbliebenen Bewerbern, ihm zumindest einen Stolperstein in den Weg zur Nominierung zu legen. Der Gouverneur des "Buckeye State" konnte die Primary in seinem Heimatstaat für sich entscheiden, ein markanter Kontrast zu Rubios Blamage. Hätte Trump auch in Ohio die Nase vorn gehabt, genau wie Florida ein Staat, in dem der Erstplatzierte sämtliche Delegiertenmandate gewinnt, wäre die Sache für ihn praktisch gelaufen gewesen. So aber bleibt seinen Rivalen noch ein Rest an Hoffnung, ihm die absolute Mehrheit zu verweigern.

Ob das Konzept aufgeht, ist allerdings zweifelhaft, zumal Kasich und Cruz kooperieren müssten. Und selbst wenn, stimmt sicher, was Barack Obamas Wahlstratege David Axelrod sagt: "Wie verwehrt man jemandem die Kandidatur, der am Ende die Mehrheit hat, wenn auch womöglich nicht die absolute?"

In der Uni-Vorhalle in Miami erklärt Rubio, dass er seinem Konkurrenten Trump zum Wahlerfolg gratulieren wolle. "Buh, buh, buh", rufen seine Getreuen. Dann lässt er wie beiläufig fallen, dass er aussteige aus dem Wettlauf. Einen Augenblick lang ist es völlig still im Saal. Als Aida Zayas das Atrium verlässt, sagt sie nur noch: "Ich möchte jetzt nicht darüber reden."

(RP)
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