Luxemburg Jeder dritte Asylantrag in Deutschland
Luxemburg · Die EU-Statistik-Behörde Eurostat hat neue Flüchtlingszahlen veröffentlicht. Demnach stellten im zweiten Quartal dieses Jahres mehr als ein Drittel (38 Prozent) aller Asylbewerber ihren Antrag in Deutschland. Das entspricht rund 80.900 Bewerbern. Dahinter stehen Ungarn mit 32.700 Personen, Österreich mit 17.400 und Italien mit 14.900 Personen. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl verzeichnete Ungarn allerdings die meisten erstmaligen Asylanträge in Europa. Insgesamt beantragten im ersten Quartal rund 213.200 Menschen Asyl in der EU. Dies entspricht laut Eurostat einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem ersten Quartal und von 85 Prozent verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Syrische und afghanische Staatsangehörige stellten mit 44.000 beziehungsweise 27.000 Asylbewerbern die zwei größten Gruppen und ein Drittel aller Bewerber dar. Die Anzahl der Kosovaren, die im ersten Quartal die größte Gruppe gestellt hatten, sank von 50.000 auf rund 10.000.
Während sich Deutschland großzügig zeigt und viele Flüchtlinge aufnimmt, gleicht der Umgang der Balkanstaaten mit den Flüchtlingen einem Schwarzer-Peter-Spiel: In Ungarn finden die Migranten keinen Einlass, und auch Kroatien möchte sie höchstens durchreisen lassen. Die kroatischen Behörden brachten gestern bis zu 20 Busse mit Flüchtlingen zur ungarischen Grenze. Ministerpräsident Zoran Milanovic hatte kurz zuvor in Zagreb erklärt, sein Land könne den Andrang der Flüchtlinge nicht mehr bewältigen: "Ich sehe kein Problem, dass diese Leute durch Ungarn und Slowenien nach Österreich und Deutschland reisen."
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist unterdessen zu Gesprächen in der Türkei eingetroffen. Er machte sich für eine stärkere europäische Unterstützung der Transitstaaten entlang der Flüchtlingsrouten stark. Er habe immer mehr Hilfe für diese Länder gefordert, sagte Steinmeier in Ankara. Auch die Türkei müsse in diese Finanzhilfen einbezogen werden.
