Düsseldorf Jeder dritte Hausarzt älter als 60

Düsseldorf · NRW fördert Niederlassungen in Mangelregionen mit bis zu 50 000 Euro.

Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), sieht die hausärztliche Versorgung massiv bedroht. Auf dem Land bahne sich eine Katastrophe an, warnte Laumann. Bundesweit sei rund ein Drittel der Allgemeinmediziner 60 Jahre alt; fast jeder zehnte sei sogar schon 65 und älter. Im Rheinland liege das Durchschnittsalter der Hausärzte bei 52,7 und in Westfalen bei 55,1 Jahren. In etwa zehn Jahren müsse Ersatz für sie her, aber der zeichne sich nicht in der erforderlichen Größenordnung ab. Im Gegenteil: In NRW sinkt die Zahl derjenigen, die ein Studium der Humanmedizin abgeschlossen haben. 1993 waren es noch 4200, im Jahr 2012 dagegen nur noch 2900. Laumann kritisierte, dass die Hochschulen nicht genug ausbildeten. Etliche Universitäten hätten keinen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. NRW müsse 1000 neue Studienplätze einrichten: "Das muss doch möglich sein - oder ist das Land so pleite?"

Den Hausärzten komme, so Laumann, nicht zuletzt wegen der wachsenden Bedeutung der Pflege eine zentrale Rolle zu. Der CDU-Politiker kündigte ein Gesetz an, das dazu beitragen soll, das starke Einkommensgefälle zwischen Ärzten in NRW und anderen Ländern abzubauen. Die Einkommenskluft ist offenbar ein Grund dafür, dass es 2013 in NRW lediglich 199 Anerkennungen als Allgemeinmediziner gab.

Hausärztemangel droht laut Laumann in 92 NRW-Kommunen, darunter Alpen, Jüchen, Kalkar, Kerken und Wülfrath. Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) weist darauf hin, dass das Land die Niederlassung von Hausärzten in Mangelregionen mit bis zu 50 000 Euro fördere. Sie kritisiert, dass der Bund den Ländern jede Planungszuständigkeit bei der ambulanten ärztlichen Versorgung verwehre.

(RP)
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