Thierse: Rechte Gewalt im Osten erschreckend Jeder Dritte stört sich an zu vielen Ausländern

Hamburg (AP). Jeder dritte Bundesbürger findet, dass zu viele Ausländer in Deutschland leben. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Untersuchung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Zeitung "Die Woche" ergab, sind 39 Prozent der Befragten in den neuen Ländern dieser Meinung; im Westen waren dies 33 Prozent. 37 Prozent (West: 22) fordern, bei Neueinstellungen Deutsche gegenüber Ausländern zu bevorzugen.

36 Prozent (West: 21) sind dafür, die Todesstrafe wieder einzuführen. Mit dem politischen System in Deutschland sind im Osten 58 Prozent unzufrieden, im Westen 32 Prozent. Neun Prozent der Befragten in den neuen Ländern (West: fünf Prozent) halten unter bestimmten Umständen eine Diktatur für die bessere Staatsform. Befragt wurden 508 Personen in den alten und 502 in den neuen Ländern in der Zeit vom 25. bis 31. Mai 2000.

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse forderte in der "Woche" angesichts der Umfrage und der anhaltenden Anschläge gegen Ausländer in den neuen Ländern ein offensiveres Vorgehen vor allem gegen jugendliche Gewalttäter. Man dürfe nicht versuchen, "die Rechten zu umarmen", sondern müsse diejenigen unterstützen, "die sich zur Wehr setzen und demokratisch engagieren". Der SPD-Politiker nannte es "erschreckend", wie viel Angst vor rechter Gewalt im Osten mittlerweile herrsche.

Besonders alarmierend sei es, dass der Rechtsextremismus dort "zum Moment einer Alltagskultur" geworden sei. "In bestimmten Gegenden und Schichten, vor allem bei den Jungen, ist er fast dominierend. Das hat es im Westen so nie gegeben", warnte der SPD-Politiker.

(RPO Archiv)
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