Persönlich Jens Spahn . . . muss Vorwürfe einstecken

Wer viel austeilt, muss auch einstecken können. Jens Spahn, CDU-Nachwuchshoffnung und Lautsprecher auf dem rechten Parteiflügel, hat wohl einen Fehler gemacht und muss nun Nehmerqualitäten beweisen. Vor einem Jahr, da war er längst Staatssekretär im Bundesfinanzministerium, hat der 37-Jährige 15.000 Euro in das schwäbische Start-up-Unternehmen Pareton GmbH investiert. Das wäre an sich nichts Schlimmes. Doch die Firma hat eine Software für Kunden entwickelt, denen die Steuererklärung zu kompliziert ist. Die App von Pareton macht sie einfacher und schneller. Durch sein Amt ist Spahn aber mitverantwortlich für die große Komplexität des Steuersystems. Zudem ist er Beauftragter der Regierung für Fintech-Unternehmen. Das sind innovative Firmen, die den Banken und Versicherungen im Internet Konkurrenz machen. Pareton sei kein Fintech-Unternehmen "im eigentlichen Sinne", verteidigt sich Spahn.

SPD und Grüne werfen dem Bankkaufmann aus Borken jetzt Instinktlosigkeit vor. Grünen-Fraktionsgeschäftsführerin Britta Haßelmann kritisiert, hier wolle ein Finanzstaatssekretär am komplizierten Steuersystem mitverdienen. "So viel Instinktlosigkeit muss man erst mal aufbringen, um als Fintech-Beauftragter der Bundesregierung Unternehmensanteile an einer Fintech-Firma zu kaufen", sagt SPD-Kollegin Christine Lambrecht. Er habe Erfahrungen sammeln wollen, sagt Spahn. Sein Protégé, Minister Wolfgang Schäuble (CDU), will sich dazu nicht äußern. Der eloquente Spahn fiel aber auch mit populistischen Gedanken auf, die manche Kritiker an die AfD erinnern. So warb er anfangs für mehr Verständnis für US-Präsident Trump. Jüngst beklagte er, dass Bedienungen in Berliner Lokalen nicht der deutschen Sprache mächtig seien. Spahn will nach der Wahl unbedingt aufsteigen. Doch sollte er der Kanzlerin zu negativ auffallen, könnte sie ihn wie schon 2013 leer ausgehen lassen.

(RP)
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