Persönlich Jens Spahn . . . wird Schäubles Stellvertreter

Staatssekretär wollte Jens Spahn (CDU) nie werden. Es gab sogar mal eine Verabredung zwischen ihm und Daniel Bahr (FDP), als beide vor 2005 noch für ihre Fraktionen in der Opposition als Gesundheitsexperten tätig waren, dass sie sich nicht zu Staatssekretären ernennen lassen. Bahr schlug dann bekanntlich doch beim ersten Angebot zu und wurde Staatssekretär im Gesundheitsministerium, später übernahm er das Haus. Spahn widerstand der Option, in diesem oder jenem Ressort der zweite Mann hinter dem Minister zu werden. Da begnügte er sich nach der vergangenen Bundestagswahl lieber mit dem Status des "Übergangenen". Trotz seiner allseits anerkannten Arbeit in den vorherigen Wahlperioden und seines unübersehbaren politischen Talents blieb er, was er war: gesundheitspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Noch nicht einmal einen Vize-Posten in der Fraktion hatten die Parteifreunde für den 35-Jährigen. Vor dem Hintergrund, dass er vor der Bundestagswahl sogar als Kandidat für das Amt des Gesundheitsministers gehandelt wurde, war das eine Pleite für ihn.

Nach einer kurzen Phase der Frustration startete Spahn aber neu durch und gewann ein Jahr später beim CDU-Parteitag die Kampfabstimmung um einen der begehrten Präsidiumsplätze. Seitdem tritt er als politischer Generalist auf, allerdings eher mit dem Schwerpunkt Gesellschaftspolitik als Finanzpolitik. In Talkshows gehört er neben Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Wolfgang Bosbach zu den begehrtesten CDU-Politikern.

Nun sagt der gelernte Bankkaufmann Ja zum Finanzministerium - eine kluge Entscheidung, die seiner Karriere eine neue Perspektive gibt. Allerdings wird Spahn auf dem neuen Posten eine seiner herausragenden Eigenschaften einbüßen: sich offen, eloquent und im Zweifel auch gegen die Parteilinie zu allem zu äußern.

(RP)
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