Persönlich Jens Stoltenberg . . . wird neuer Nato-Chef

Nach der Geburt seines Sohnes Axel nahm Jens Stoltenberg erstmal ein halbes Jahr Elternzeit – was 1989 durchaus fortschrittlich war. Nun muss der Sozialdemokrat die Nato zukunftsfähig machen: Als neuer Generalsekretär des Militärbündnisses. Und dass in einer Phase, wo sich die Nato mit Blick auf das nahende Ende des Kampfeinsatzes in Afghanistan neu definiert. Die Nato muss vor allem das Verhältnis zu Russland neu definieren. Stoltenberg erwartet eine Herkulesaufgabe, wenn er die Nachfolge des Dänen Anders Fogh Rasmussen am 1. Oktober antritt, der das Bündnis seit 2009 führt. Das Rüstzeug dafür hat er. Der studierte Volkswirt war fast zehn Jahre Regierungschef Norwegens. Im September 2013 wurde seine Koalition in Oslo jedoch von einem Bündnis aus Konservativen und Rechtspopulisten abgelöst. In seiner Amtszeit bewies der 55-Jährige, dass er auch mit Kontrahenten wie dem russischen Präsidenten Wladimir Putin klarkommt. Die russisch-norwegische Grenze gilt als die ruhigste Grenze Russlands. Stoltenberg konnte zudem Grenzstreitigkeiten in der Barentssee beilegen. Diese Erfahrung dürfte in der aktuellen Ukraine-Krise ein Vorteil für ihn gewesen sein. Ebenso sein gutes Krisenmanagement nach der Bluttat von Rechtsterrorist Anders Behring Breivik, der im Juli 2011 im Regierungsviertel in Oslo mit einer Autobombe acht Menschen getötet und anschließend in einem Jugendlager auf der Insel Utøya 69 Menschen erschossen hatte. Im Gespräch für den Posten bei der Nato waren viele Kandidaten, unter anderem der frühere Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU). Doch die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien einigten sich vor dem gestrigen Nato-Rat auf den Norweger. Bei dem Spitzen-Treffen im September in Wales wird Stoltenberg offiziell ernannt.

Anja Ingenrieth

(RP)
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