Persönlich Jeroen Dijsselbloem . . . redet über Frauen und Schnaps

Als Chef der Euro-Gruppe müsste Jeroen Dijsselbloem eigentlich mit den Regeln der Diplomatie vertraut sein. Schließlich ist es auch an ihm, für das Gelingen der Wirtschafts- und Währungsunion zu sorgen. Der Platz für Fettnäpfchen ist für den niederländischen Finanzminister also denkbar knapp. Nun könnte ihn der 50-Jährige aber erneut gesprengt haben.

"Als Sozialdemokrat halte ich Solidarität für äußerst wichtig", sagt er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Aber wer sie einfordert, hat auch Pflichten. Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten. Dieses Prinzip gilt auf persönlicher, lokaler, nationaler und eben auch auf europäischer Ebene."

Man muss nicht viel Kreativität aufbringen, um Dijsselbloems Aussagen auf den Süden Europas zu beziehen. Italiens ehemaliger Premierminister Matteo Renzi forderte auch sofort dessen Rücktritt. "Leute wie Dijsselbloem verdienen nicht die Rolle, die sie einnehmen", sagte er. Spanische Politiker bezeichneten die Aussage als "rassistisch und machohaft". Manfred Weber (CSU), Fraktionschef der Europäischen Volkspartei im Europaparlament, twitterte: "In der Euro-Zone geht es um Verantwortung, Solidarität, aber auch um Respekt. Kein Platz für Stereotype." Dijsselbloem erklärte zwar bereits, dass er kein bestimmtes Land gemeint habe. Er habe mit "holländischer Direktheit" gesprochen. Es ist aber nicht das erste Mal, dass der Vater zweier Kinder mit Interviews ins Abseits gerät. Als zur finanziellen Rettung Zyperns Großsparer und Gläubiger einbezogen wurden, nannte er das modellhaft - und musste nach Protesten zurückrudern.

Von der Causa "Schnaps und Frauen" mal abgesehen, ist seine Zukunft auch so ungewiss. Dass er auch im neuen niederländischen Kabinett Finanzminister bleibt, gilt als unwahrscheinlich. Und ob er ohne das eine Amt auch das andere behält, ist mindestens fraglich.

Ludwig Krause

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort