Berliner Republik Jetzt, da sie in einem historischen Tief steckt, lässt die SPD erstmals eine Frau ans Ruder.

Erstmals in ihrer über 150-jährigen Geschichte soll die SPD zumindest kommissarisch von einer Frau geführt werden. Andrea Nahles darf in einem Moment das Ruder übernehmen, in dem diese Partei vor einem Trümmerhaufen steht und in den Umfragen in einem historischen Tief steckt.

Zufall? Eher nicht. In Frankreich haben sie Macron. Bei uns funktioniert das Modell der politischen Trümmerfrau. Als die CDU im Jahr 2000 nach der Spendenaffäre zu implodieren drohte, gelangte mit Angela Merkel ebenfalls erstmals eine Frau an die Spitze. In NRW lief es ähnlich. Als die SPD 2005 die Staatskanzlei verlor, wählte sie nach einer kurzen Übergangszeit 2007 Hannelore Kraft an ihre Spitze. So unterschiedlich die Ausgangslagen auch waren: Sowohl Merkel als auch Kraft kehrten die Scherben, die ihnen hinterlassen worden waren, zusammen und eroberten mit unbedingtem Machtwillen die Regierungszentralen für ihre Partei zurück.

Diesen Machtwillen hat Nahles auch, was sie schon vor mehr als 20 Jahren als Juso-Chefin unter Beweis stellte. Allerdings übernimmt sie in einem Augenblick, in dem noch nicht ausgemacht ist, ob der tiefste Punkt schon erreicht ist. Sollte der Mitgliederentscheid der SPD gegen die Groko ausfallen, könnte sie in den Abwärtsstrudel hineingezogen werden. Zudem ist sie anders als damals Merkel und Kraft mit dem Kurs und den Niederlagen ihrer Partei der vergangenen Jahre eng verknüpft.

Nun soll hier nicht die These vertreten werden, Frauen seien die besseren Menschen - sie sind noch nicht einmal die besseren Politiker. Schon länger ballen viele CDU-Anhänger und -Mitglieder die Faust in der Tasche, weil sie finden, dass Merkel zwar ihre Partei nicht zertrümmert, aber sie doch bis zur Instabilität aushöhlt. So könnte am Ende der Ära Merkel ein Sinnstifter gebraucht werden - männlich oder weiblich.

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(RP)
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