Persönlich Jill Stein . . . will als Grüne ins Weiße Haus

Es sind drei Worte, auf die Jill Stein ihre Hoffnungen baut. "Jill not Hill" lautet die Parole, mit der die treuesten, zornigsten Anhänger von Bernie Sanders ihrem Ärger Luft machen. Jill Stein wählen, nicht Hillary Clinton. Rebellion, nicht den Status quo. Wie viele Sanders-Fans den Slogan beherzigen und sich im November für die Präsidentschaftskandidatin der Grünen entscheiden, gehört zu den Unbekannten dieses Wahlkampfs. Es gibt Experten, die sehen in der 66 Jahre alten Kinderärztin nichts anderes als eine Fortsetzung des Bernie Sanders mit anderen Parteifarben. Die Plattform der Grünen geht allerdings noch hinaus über das, was Sanders verlangt. Unter anderem fordert sie einen Erlass der Schulden, die Studenten infolge exorbitanter Studiengebühren angehäuft haben, sowie die Reduzierung des Militärbudgets um mindestens 50 Prozent.

Es liegt an ihren Erfahrungen in der medizinischen Praxis, dass die aus Chicago stammende Frau in der Politik aktiv wurde. Nach dem Studium in Harvard begann sie als Kinderärztin, konfrontiert mit den Folgen einer Fast-Food-Kultur, die Fettleibigkeit zu einer Epidemie werden ließ. "Es gefiel mir nicht, wie wir unsere Kids mit Pillen vollstopften, statt zu den Wurzeln des Problems vorzudringen. Und irgendwann verlor ich die Geduld." Später engagierte sie sich bei einer Bürgerinitiative, um in ihrer Wahlheimat Massachusetts auf die Modernisierung der fünf größten Dreckschleudern unter den Kohlekraftwerken zu dringen. In Gutachten wies sie obendrein nach, welcher Schaden durch Müllverbrennung nach veralteten Standards entsteht. Nebenbei sang sie in einer Folk-Rock-Band namens Somebody's Sister. Sie sang vom gebrochenen Versprechen des amerikanischen Traums - "Die Zeiten ändern sich. Es ist kein Spaß. Hey Revolution!" Vor vier Jahren, als sie sich zum ersten Mal ums Oval Office bewarb, kam sie auf 0,36 Prozent der Wählerstimmen.

Frank Herrmann

(RP)
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