Persönlich Jörg Asmussen . . . wird jetzt Staatsbanker

Sein Aufstieg war atemberaubend: Ministerialdirektor, Abteilungsleiter, Staatssekretär im Bundesfinanzministerium und dann auch noch Mitglied im Direktorium der Europäischen Zentralbank (EZB), wo er ab Januar 2012 eine Art Außenministerposten bekleidete. Alle zwei Jahre erreichte der heute erst 48-jährige Jörg Asmussen eine höhere Position in der Finanzwelt.

Ihm war diese kometenhafte Karriere oft selbst nicht geheuer, aber die Aufgaben flogen ihm einfach zu. Der Job bei der EZB hat an ihm gezehrt, er war oft die ganze Woche unterwegs in europäischen Hauptstädten. Sein Gesicht war plötzlich auch im Fernsehen zu sehen, etwas, das seinem zurückhaltenden Wesen eher wenig behagt. Doch in der Finanzkrise war es sein Job, den Menschen Zusammenhänge zu erklären. Das gehört zu seinen Stärken: Asmussen kann als ausgezeichneter Ökonom komplizierte Dinge einfach erklären.

Aber der EZB-Job forderte ihm physisch und psychisch zu viel ab, er hatte fast kein Privatleben mehr. Er bat seine Partei, die SPD, um einen Job in Berlin - und fand ihn Ende 2013 im Arbeitsministerium bei Andrea Nahles, die ihn als Staatssekretär berief. Vom EZB-Tower in Frankfurt ins Arbeitsressort nach Berlin - das war ein freiwilliger Verzicht auf Einfluss, der sich nur schwer erklären ließ. Er erklärte ihn mit dem Wunsch, mehr Zeit mit seiner Frau und den zwei Kindern in Berlin zu verbringen. Man spekulierte, Asmussen bereite sich auf eine SPD-Karriere vor.

Doch das war Quatsch, wie sich spätestens jetzt zeigt: Asmussen wechselt am Jahresende zur staatlichen Förderbank KfW, ehemals Kreditanstalt für Wiederaufbau. Als Generalbevollmächtigter soll er von Berlin aus arbeiten dürfen. Er soll sich mit Ministerin Nahles nicht gut verstanden haben. Vielleicht hat ihn aber auch nur sein Förderer Wolfgang Schäuble angerufen. Der Finanzminister und amtierende KfW-Verwaltungsratsvorsitzende könnte jemanden gesucht haben, der die KfW einmal leiten kann.

Birgit Marschall

(mar)
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