Persönlich John Kerry . . . bekommt noch einen Orden in Berlin

An Auszeichnungen hat John Kerry (72) keinen Mangel. Er kann zahlreiche Orden vorweisen, darunter allein drei Purple Hearts für Verwundungen im Vietnam-Krieg. Was sein enger Freund, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier, dem US-Amtskollegen heute beim Abschiedsbesuch in Berlin überreichen will, dürfte Kerry gleichwohl erwärmen: Das Bundesverdienstkreuz in der höchsten Ausführung, die Nicht-Staatsoberhäupter erhalten können.

Vermutlich wäre es nicht die siebte, sondern die achte Stufe, wenn eine überschaubare Anzahl von Amerikanern 2004 nicht den Republikaner George W. Bush, sondern dessen demokratischen Herausforderer Kerry gewählt hätte. Auf sehr respektable 48 Prozent kam Kerry seinerzeit. 2012 machte Barack Obama ihn zum Nachfolger von Hillary Clinton im Außenministerium. Ab 2013 gab es mit ihm und Steinmeier deutsch-amerikanische Beziehungen besonderer Güte.

Kerry hatte eine besondere Beziehung zu Krieg und Krisen. Vom Freiwilligen in Vietnam war er zum Kriegsgegner geworden, und was Kriegszerstörung bedeutet, sah Kerry als kleiner Junge im Nachkriegsberlin. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz schilderte er, wie er "oft mit dem Fahrrad den Kurfürstendamm entlangfuhr" - sein Vater war damals als Rechtsberater des Hohen Kommissars in Deutschland. "Ich wusste also, worum es ging", unterstrich Kerry sechs Jahrzehnte später in München.

Dort stellte er sich auch gegen den massiven Druck der eigenen Senatoren, die die Ukraine mit Waffen beliefern wollten. Ihm leuchtete das Konzept von Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel ein, und er sorgte dafür, dass Amerika dem deutschen Weg eine Chance gab. "Ich genieße es, auf dich zählen zu können", sagte Kerry bei einem USA-Besuch zu Steinmeier. Das Verdienstkreuz ist auch ein Statement Deutschlands an Kerrys Nachfolger, wann auch immer der feststeht.

(RP)
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