Persönlich Josef Christ . . . geht für die CDU nach Karlsruhe

Wie man Richter am Bundesverfassungsgericht wird, war jahrzehntelang in etwa ebenso durchsichtig wie der Weg auf den Stuhl Petri - nämlich überhaupt nicht. Nach einer kleineren Reform im Jahr 2015 muss der Bundestag die Kandidaten für eines der 16 höchsten in Deutschland zu vergebenden Richterämter nicht mehr im gemütlichen Richterwahlausschuss, sondern im Plenum wählen. Am Dienstag wird dies anlässlich einer außerordentlichen Sitzung zur Bilanz der Legislaturperiode zum ersten Mal geschehen. Auf Vorschlag der CDU gewählt werden soll: Josef Christ, Jahrgang 1956, aufgewachsen am Bodensee, bislang Vizepräsident des Bundesverwaltungsgerichts.

Josef Christ ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Weil seine Familie beim Umzug an das Bundesverwaltungsgericht 2008 nicht mit nach Leipzig kam, war er dort oftmals nur die halbe Woche anwesend. Der Umzug zurück nach Karlsruhe dürfte Christ also nicht nur aus Karrieregründen gefallen, sondern auch deshalb, weil er seine Familie wieder häufiger sieht. Christ gilt gleichwohl als überaus tüchtiger und gewissenhafter Richter. Was der CDU an ihm gefallen dürfte, ist Christs Leidenschaft für Deutschland als Wirtschaftsstandort. Er hat an juristischen Kommentaren mitgewirkt und sich auch mit Fragen des Ausländerrechts befasst - ein Thema, das immer bedeutsamer wird.

Christ, der 2007 an der zweiten Föderalismusreform mitgearbeitet hat, folgt im Ersten Senat, der sich vornehmlich mit Fragen der Grundrechte befasst, auf Wilhelm Schluckebier, der aus Altersgründen ausscheidet. Auch er war auf dem Ticket der Union an das Gericht gekommen. Damals auf noch undurchsichtigeren Wegen. Christ war auch als Kandidat für die Nachfolge von Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle im Gespräch, der in drei Jahren ausscheidet. Dann allerdings wäre auch Josef Christ für dieses Amt schon etwas zu alt.

(RP)
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