Jerusalem Jüdische Racheakte nach palästinensischen Attacken

Jerusalem · Messerattacken in Afula im Norden, in der Siedlung Kirjat Arba bei Hebron und in Jerusalem - immer mehr Israelis verfolgen im Stundentakt die Nachrichten im Hörfunk, um sich zu informieren, wo es wieder einen Angriff durch Palästinenser gab, wer verletzt, wer getötet wurde. Meist enden die Überfälle mit leichteren Verletzungen der Angegriffenen und dem Tod der Angreifer. Gestern griff dann ein 17-jähriger Jude in der im Süden des Landes gelegenen Stadt Dimona vier israelische Araber an und verletzte zwei schwer.

Der Bürgermeister verurteilte den Übergriff, und auch Regierungschef Benjamin Netanjahu distanzierte sich umgehend. "Israel ist ein Staat, in dem Recht und Ordnung herrscht", kommentierte er. Jeder Gesetzesbrecher, "egal auf welcher Seite", werde zur Verantwortung gezogen. Immer öfter nehmen inzwischen jüdische Israelis das Recht in die eigene Hand. Mit "Tod den Arabern"-Rufen fiel der Mob am Donnerstagabend in der Küstenstadt Netanja über drei Araber her. Zwei Männern gelang die Flucht, der Dritte wäre fast gelyncht worden.

Unruheherd ist Jerusalems Altstadt und besonders der Tempelberg, wo der seit fast 50 Jahren geltende Status quo Muslimen das alleinige Gebetsrecht einräumt, während Juden das Plateau nur besuchen dürfen. Israel schränkte gestern erneut den Zugang zum Tempelberg ein. Nur Männer über 50 sowie muslimische Frauen durften gestern zum Freitagsgebet in die Al-Aksa-Moschee gehen.

In der Jerusalemer Altstadt blieb es weitgehend ruhig, während es an vielen Orten im Westjordanland zu Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Demonstranten sowie zu weiteren Messerattacken kam. Zwei Palästinenser aus dem Gaza-Streifen wurden von Soldaten erschossen, als sich eine Protestgruppe den Sperranlagen näherte.

(RP)
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