Jugendfalle Salafismus

Innenminister Ralf Jäger feiert sein neues Projekt "Wegweiser", das den Einstieg junger Menschen in die gewaltbereite Salafisten-Szene verhindern soll, schon nach sechs Monaten als Erfolg. Begründung: Es wenden sich pro Woche 40 ratsuchende Jugendliche, Angehörige und Lehrer an die beratenden Sozialarbeiter. Immerhin. Aber reicht das schon, um sich auf die Schulter zu klopfen?

Man kann den erfreulichen Andrang in den neuen Beratungsstellen ja auch ganz anders interpretieren: Offenbar gab es an den Schulen, bei Jugendämtern und anderen mit dem Thema befassten staatlichen Stellen bislang ein Beratungsdefizit. Und das hat seinen Grund: Das Land braucht dringend eine Gesamtstrategie für das koordinierte Vorgehen von Polizei, Jugendbetreuern, Schulen, Verfassungsschutz, Sozial- und Jugendämtern gegen das Phänomen "Jugendfalle Salafismus". Sie liegt bis heute nicht vor. Erst ein solches gemeinsames Vorgehen wäre eine politische Leistung, die Beifall verdiente. Einzelmaßnahmen wie das Beratungsprojekt "Wegweiser" gehören zum Routinegeschäft eines Ministers.

(RP)
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