Persönlich Juha Sipilä . . . ist Finnlands große Hoffnung

Juha Sipilä wird neuer Ministerpräsident Finnlands. Trotz der Freude über den Wahlsieg muss der Druck, der auf dem 53-Jährigen lastet, unheimlich groß sein. Im Februar starb der jüngste Sohn des Vaters von fünf Kindern bei einer Routineoperation - der Politiker setzte den Wahlkampf für zwei Wochen aus. Der gläubige Lutheraner von der wertkonservativen Zentrumspartei nahm sich Zeit für die Trauerarbeit. Nun steht er vor einer Mammutaufgabe. Sipilä muss sein Land aus der Wirtschaftskrise führen.

Die Wirtschaftsleistung (BIP) liegt fünf Prozent unter dem Niveau des Vorkrisenjahres 2007. Die Schuldenquote steigt über die erlaubte Defizitgrenze von 60 Prozent des BIP. Die Arbeitslosigkeit ist auf zehn Prozent gestiegen. Sipiläs Erfahrung als Unternehmer könnte helfen, alte Strukturen zu reformieren. Wenige Unternehmen stehen für den Großteil der Wirtschaftsleistung - das macht krisenanfällig. Der Selfmade-IT-Millionär kündigte an, Finnland wie ein Unternehmen zu führen: "Wenn ich in vier Jahren nichts erreicht habe, gehe ich."

Seine politische Unerfahrenheit sollen Parteikollegen wettmachen. Olli Rehn, ehemaliger EU-Wirtschafts- und Währungskommissar, und Ex-Premier Matti Vanhanen können mit Kabinettsposten rechnen. Sipilä, der seit 2011 im Parlament sitzt und seit 2012 Parteichef ist, gilt als unbeschriebenes Blatt. Den Wahlsieg verdankt er vor allem der Handlungsunfähigkeit der bisherigen Vier-Parteien-Koalition. Im Wahlkampf ließ er offen, was er tun wird. Dass er eine Koalition mit den rechtspopulistischen "Wahren Finnen" eingehen wird, ist wahrscheinlich. Sipilä dürfte auch die rechtsliberale Sammlungspartei des aktuellen Premiers Alexander Stubb ins Boot holen. Eine Alternative wären die Sozialdemokraten. In der Außenpolitik dürfte sich wenig ändern. Ein Nato-Beitritt wird nicht auf der Agenda stehen. Die unnachgiebige Haltung gegenüber Griechenland will Sipilä übernehmen.

(RP)
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