Persönlich Julia Klöckner . . . hat nur körperlich Gewicht verloren

Als Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) einst im edlen Brioni-Chic posierte, überwogen Spott und Kritik am "Kanzler wie ein Kleiderständer". Als sich jetzt die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner der People-Illustrierten "Gala" in Bild und Wort präsentierte, lautete die Überschrift über dem daunenweichen Interview: "Leichtes Schwergewicht". Dahinter verbergen sich Kompliment und politische Einschätzung. Die 41 Jahre junge, ledige, liierte katholische Theologin und Pädagogin Klöckner hat es mit einer radikalen Diät innerhalb von sechs Monaten geschafft, knapp 20 Kilogramm abzunehmen. Man sieht es der Winzertochter an, wie sehr sie das Resultat genießt. Lustigerweise soll sie nun eine neue CDU- Kommission über verantwortungsvollen Lebensstil leiten.

Wer wollte ernsthaft behaupten, dass die Optik im politischen Geschäft nebensächlich sei? Julia Klöckner beherrscht es so professionell, dass nicht wenige in ihrer Partei sie zur klitzekleinen Garde junger Talente zählen, die in der Nach-Merkel-Ära in Partei und Staat weit nach vorne rücken.

Klöckner, über die Parteilegende Helmut Kohl jüngst anerkennend sagte: "Die g'fällt mer", ist bereits eine der Stellvertreterinnen Merkels an der CDU-Spitze. Der jahrelang zerstrittenen CDU an Mosel, Nahe und Rhein verleiht sie wieder Führung, Frische und die Hoffnung, dass der Machtwechsel in Mainz 2016 gelingen könnte.

Klöckner ist liberal-konservativ, ein bisschen zeitgeistig. Auf dem Land punktet die ehemalige Weinkönigin mit Bodenständigkeit, die – bis zur Gemüse-, Salat- und Wasserdiät – einen guten Nahe-Tropfen schätzt. Großstädter und Talkshow-Gucker lernen eine freundlich-entschieden argumentierende junge Moderne kennen, deren Zeit kommen wird. Merkels Handy-Nummer besitzt sie schon. Außer der NSA und wenigen Kanzlerin-Vertrauten können das nicht viele von sich behaupten.

(RP)
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