Edmonton Kanada streitet über ethische Dimension der Pelzmütze

Edmonton · Es sollte eine gute Nachricht werden für die Tierschützer in Kanada. Wollte die königlich-kanadische Polizei für ihre rund 30 000 Beamten in den schicken roten Uniformen statt der bisherigen dicken Pelzmützen nun Mützen aus Merino-Wolle bestellen. Ganz warm. Ganz modisch. Ganz tierfreundlich.

Man wolle auf diese Weise den Bedenken in der Öffentlichkeit gegen Pelze Rechnung tragen, betonte ein Sprecher der traditionsreichen Polizeitruppe. Doch dann kam es, wie es kommen musste im Land der Trapper und Fallensteller. Der Aufschrei der Jäger war groß, und schnell kassierte die kanadische Regierung den Beschluss wieder. "Die traditionellen Kopfbedeckungen werden nicht abgeschafft", stellte Umweltministerin Leona Aglukkaq klar. Man werde sich nicht von "ein paar radikalen Tierschützern" einschüchtern lassen.

Die Wortwahl saß - und seitdem diskutiert ganz Kanada über die ethische Dimension der Pelzmütze. Das Veto ausgerechnet der Naturschutzministerin sei "abscheulich", erklärte ein Verein zum Schutz von Pelztieren. Die Pelztiere erlitten in ihren Fallen Höllenqualen. Im Falle der Polizeimützen trifft das meist Bisamratten. Kanadische Trapper fangen jedes Jahr etwa 200 000 der Nager ein, oft in den entlegenen Regionen im Norden des Landes. Etwa 1000 Felle im Jahr werden zur Herstellung der Polizeimützen verwendet. Die kanadischen Steuerzahler kostet das pro Exemplar etwa 50 Dollar.

Viele Jäger und Ureinwohner wollen sich das Geschäft mit den Polizeimützen nicht entgegen lassen. "Die Pelzindustrie ist wichtig für Kanada", erklärte das kanadische Pelzinstitut. "Der Pelzhandel hat in Kanada eine lange Tradition und ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur und Identität." 70 000 Menschen arbeiten in der Branche. Die Tierschützer wollen sich mit dem Veto der Regierung aber nicht abfinden und haben eine Unterschriftenaktion gestartet, um die Bisamratten doch noch zu retten.

(RP)
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