Madrid Katalanen wollen in zwei Jahren keine Spanier mehr sein

Madrid · Das Parlament Kataloniens hat sich für die Unabhängigkeit der nordöstlichen Region von Spanien ausgesprochen. Die Abgeordneten stimmten gestern für eine Resolution, die den Prozess zur Abspaltung innerhalb der kommenden 18 Monate in Gang bringt.

Katalanen wollen in 18 Monaten keine Spanier mehr sein
Foto: dpa, Marta Perez

Der konservative Ministerpräsident Mariano Rajoy kündigte unmittelbar nach der Abstimmung an, das Vorhaben vor dem Verfassungsgericht zu Fall zu bringen. Die Verfassung schreibt die Unteilbarkeit der Nation fest und erlaubt die Abspaltung einer Region nicht.

Bei der Regionalwahl im September hatten Parteien, die für eine Unabhängigkeit Kataloniens eintreten, die Mehrheit gewonnen. Das Parlament werde jetzt Maßnahmen ergreifen, um den demokratischen Prozess "einer dauerhaften und friedlichen Loslösung vom spanischen Staat" zu starten, hieß es in der auf Katalanisch abgefassten Resolution. Rajoy erklärte, mit der Verfassungsklage solle sichergestellt werden, dass die Abstimmung des Regionalparlaments keine Konsequenzen habe. Mitte Dezember muss sich Rajoy einer Parlamentswahl stellen. Im übrigen Spanien kommen Umfragen zufolge die Gegner einer Unabhängigkeit ausgesprochen gut an.

Regionalpräsident Artur Mas riskiert mit seinen Plänen nicht nur eine Verfassungskrise, sondern auch die Euro-Mitgliedschaft der Katalanen. Spaniens Notenbankchef Luis Maria Linde warnt, bei einer Abspaltung werde die Europäische Zentralbank die Banken der Region nicht mehr mit Geld versorgen. Dies lässt bei den Geldhäusern Barcelonas die Alarmglocken läuten: Mit Caixa hat eines der Schwergewichte der spanischen Bankenbranche dort seinen Sitz.

Die autonome Region erbringt mit ihren 7,5 Millionen Einwohnern ein Fünftel der spanischen Wirtschaftsleistung. Die Befürworter der Unabhängigkeit argumentieren, dass es Katalonien ohne Transferzahlungen an ärmere Regionen Spaniens noch besser ginge: Die Steuereinnahmen würden um zwölf Milliarden Euro steigen.

(rtr)
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