Persönlich Khadija Ismajilowa . . . muss in Haft für die Pressefreiheit

Seit 150 Jahren bestimmt das "schwarze Gold" das Schicksal Aserbaidschans - dort entstand eines der größten Zentren der Ölindustrie. Mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung des Kaukasuslandes hängen am Erdölgeschäft, das viel Geld ins Land spült. Die Frage, wo dieses Geld bleibt, beschäftigt die Journalistin Khadija Ismajilowa seit Jahren. Ihre Berichte über Korruption und Vetternwirtschaft in höchsten aserbaidschanischen Regierungskreisen - bis hin zum Präsidenten Ilham Alijew - haben sie zur bekanntesten Kritikerin des Regimes gemacht. Jetzt hat das autoritäre Regime zurückgeschlagen - mal wieder.

Die 38-Jährige wurde in der Hauptstadt Baku festgenommen - der Vorwurf: sie soll ihren Ex-Kollegen fast in den Selbstmord getrieben haben. Angeblich habe Ismajilowa verhindert, dass der Mann erneut im Sender Radio Free Europe, für den sie selbst arbeitet, eine Stelle bekomme. Im Falle einer Verurteilung drohen ihr laut Medienberichten drei bis sieben Jahre Haft. Der Anwalt Ismajilowas bezeichnete die Vorwürfe als absurd.

"Reporter ohne Grenzen" forderte die sofortige Freilassung der Journalistin; laut der Rangliste der Organisation zur Pressefreiheit belegt Aserbaidschan den 160 Rang von 180 Staaten. Mindestens 13 Journalisten und Blogger sitzen derzeit in Haft - laut Kritikern oft nach ähnlich konstruierten Anklagen.

Ismajilowa, studierte Philologin, ist eine Vollblut-Journalistin: hartnäckig, bissig und nicht einzuschüchtern. Weder von zahllosen Drohungen noch von einem heimlich aufgenommen Video, das sie beim Sex in ihrer Wohnung zeigt. Regierungsnahe Medien hatten es lanciert, nachdem sie über geheime Geschäfte der Präsidentenfamilie berichtet hatten. Das war 2012, in diesem Jahr fand auch der Eurovision Song Contest in Baku statt. Und was tat Ismajilowa? Sie stellte ein Zelt in ihrer Wohnung auf, um ein bisschen Privatsphäre zu haben.

(RP)
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