Persönlich Klaus Johannis . . . wird Präsident von Rumänien

Ein "Deutscher" als Präsident - das konnten sich bis vor kurzem die meisten Rumänen nicht vorstellen. Jetzt ist es Realität: Klaus Johannis (55), Nachfahre von im 12. Jahrhundert eingewanderten Siebenbürger Sachsen, ist für die nächsten fünf Jahre neuer Hausherr im Cotroceni-Palast von Bukarest.

1959 in Sibiu (Hermannstadt) geboren, gilt Johannis seit Jahren als beliebtester Politiker seines Landes. Er hat die 150 000 Einwohner zählende siebenbürgische Regionalmetropole, der er 14 Jahre als Bürgermeister vorstand, zum blühenden Vorzeigemodell einer konsequenten Reformpolitik gemacht, indem er den korrupten Schlendrian erfolgreich bekämpfte und mehr westliche Investoren, namentlich deutsche, anlockte als irgendeine andere Stadt in Rumänien. Die Bürger dankten es ihm mit drei Amtsperioden; 2007 war Hermannstadt Kulturhauptstadt Europas. Doch den Aufstieg bis zur Staatsspitze traute man ihm als Deutschstämmigem nicht zu. Erst vor zwei Jahren war der Ex-Physiklehrer nach Bukarest gegangen, um die Führung der abgewählten, von Korruptionsaffären gebeutelten Nationalliberalen Partei zu übernehmen. Seither war er bei Regierungskrisen als Premier zweimal im Gespräch, aber der scheidende Präsident Traian Basescu lehnte "den Deutschen" ab. Eher widerwillig ließ sich Johannis von der christlich-liberalen Allianz, einem Zusammenschluss mehrerer Parteien, zum Präsidentschaftskandidaten nominieren. Er ist alles andere als ein guter Redner und wirkte im Vergleich zum Rivalen Victor Ponta unbeholfen. Die starke Abwanderung seiner Landsleute vor und nach dem Umsturz 1989 - derzeit bekennen sich 35 000 rumänische Staatsbürger zur deutschen Volksgruppe - bedauert Johannis sehr. Für ihn sei klar: "Ich bin in Rumänien geboren und ein überzeugter Rumäne." Gleichwohl schätzen die Wähler "deutsche Tugenden" wie Fleiß und Rechtschaffenheit und erwarten jetzt, dass er das ganze Land in ein Hermannstadt verwandelt.

(RP)
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