Persönlich Klaus Wiesehügel ... verliert Halt in der Gewerkschaft

Er sollte die SPD auch personell wieder mit den Gewerkschaften versöhnen. So hatte es sich SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gedacht, als er den Chef der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, Klaus Wiesehügel, zum Schattenminister für Arbeit und Soziales machte. Seither steht und spricht Wiesehügel im sogenannten Kompetenzteam für die Kernthemen der SPD. Engagiert, rauflustig, Typ klare Kante, ein waschechter Gewerkschafter eben.

So war die Idee. Nun machen Medienberichte die Runde, nach denen der scheidende Chef Wiesehügel und seine eigene Gewerkschaft über Kreuz liegen. In einem Machtkampf hatten breite Teile der Organisation den Wiesehügel-Freund Dietmar Schäfers als Nachfolger verhindert. Außerdem wählten die Funktionäre keine einzige Frau in den Vorstand, was Wiesehügel als "schwer auszuhalten" bezeichnete. In einem Brandbrief distanziert sich nun eine Gruppe anonymer Funktionäre von der Arbeit Wiesehügels und erklärt, die einst 720 000 Mitglieder (heute etwa die Hälfte) große Organisation sei "in ihrer Existenz" bedroht. Gewerkschafts-Frauen beschweren sich über psychischen Druck und eine Kultur der Anpassung. Wie eine moderne Gewerkschaft klingt das nicht. Die SPD sagt dazu lieber nichts. Wiesehügel gilt als wichtiges Scharnier zu dem Gewerkschaftsflügel. Seine Themen sind identitätsstiftend. Die Konkurrenz frohlockt: "Wer als Minister große Sozialpolitik machen will, muss auch im eigenen Laden sozial handeln", sagt Linken-Fraktionsvize Ulrich Maurer. Sollten die Vorwürfe zutreffen, müsste sich Wiesehügel aus dem Kompetenzteam der SPD zurückziehen.

Dazu wird es wohl nicht kommen. Ob Peer Steinbrück im Falle eines Wahlsiegs den 60-jährigen Gewerkschafter aber wirklich zum Minister machen würde, bezweifeln in der SPD einige. Generalsekretärin Andrea Nahles hätte wohl das Erstzugriffsrecht auf das Arbeitsministerium.

(brö)
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