Berlin Klimaziel der Regierung bis 2020 kaum mehr erreichbar

Berlin · Die Bundesregierung hat sich verpflichtet, bis 2020 den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) um 40 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Das Ziel findet sich unverändert auch in den Wahlprogrammen fast aller Parteien. Doch eine neue Studie der Denkfabrik Agora-Energiewende kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland das Ziel deutlich verfehlen wird: Der Treibhausgasausstoß werde bis 2020 nur um 30 Prozent gesenkt. Das Umweltministerium widersprach zwar, doch die Zielverfehlung scheint kaum noch abwendbar. Agora zufolge ist der Hauptgrund dafür, dass die Wirtschaft stärker als erwartet zulegt und die Bevölkerung wegen der Zuwanderung kräftig gewachsen ist. Das führe zu höherem CO2-Ausstoß.

2014 musste ein Aktionsprogramm zur CO2-Reduktion nachgeschoben werden, weil sich bereits damals abzeichnete, dass die Ziele um fünf bis acht Prozent verfehlt werden könnten. Es enthielt unter anderem die praktische Stilllegung mehrerer älterer Kohle-Kraftwerke auf Kosten der Stromkunden. Gestern argumentierte das Umweltministerium, diese Maßnahmen würden erst beginnen zu wirken. Doch unlängst war die Behörde selbst zu dem Ergebnis gekommen, dass bis 2015 nur 27 Prozent CO2-Reduktion geschafft worden sind. Bis 2020 kam eine Vorausberechnung des Ministeriums im günstigsten Fall zu einer Reduktion um 37,4 Prozent. Schuld daran seien unter anderem zu hohe Emissionen im Verkehrs- und Gebäudesektor.

Um das Klimaziel noch zu erreichen, müsste in den nächsten zweieinhalb Jahren drastisch nachgesteuert werden. Würde Deutschland sofort die 20 schmutzigsten Kohle-Kraftwerke vom Netz nehmen, wie es die Grünen fordern, würde es dem Ziel sicher näher kommen. Doch gegen die Abschaltung wehren sich die Kohle-Länder NRW und Brandenburg. Die Dieselaffäre führt bereits dazu, dass mehr Autofahrer von Diesel- auf Benzin-Fahrzeuge umsteigen. Das spricht eher für eine weitere Erhöhung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor.

(mar)
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