Kölner Farbenlehre

Für den Sieg von Henriette Reker in Köln hatten sich führende Sozialdemokraten am Sonntag schon beizeiten eine Erklärung zurechtgelegt: Der parteilosen Kandidatin, auf die ein Messer-Attentat verübt worden war, sei eine Art Mitleid-Bonus zugutegekommen, hieß es. Daran mag zwar etwas dran sein, doch das erklärt nicht, wieso SPD-Mann Jochen Ott nur auf magere 32 Prozent kam.

Schon in den Umfragen vor dem Anschlag hatte Reker die Nase vorn. Dass Ott in der Schlussphase populistisch forderte, die mit Flüchtlingen belegten Turnhallen in Köln bis zum Jahresende freizuräumen, ist ihm offenkundig nicht auf die Habenseite geschlagen.

Die CDU wertet das Kölner Wahlergebnis als weiteren Beleg dafür, dass sie in Großstädten gewinnen kann. Ganz sauber ist diese Argumentation allerdings auch nicht, denn Reker ist parteilos. Ihr Herz schlage "für die grüne Sache", hat sie kundgetan. Man darf gespannt sein, welchen Kurs sie einschlägt, wenn sie hoffentlich bald wieder genesen ist und die "Sedisvakanz" im Kölner Rathaus beenden kann.

(hüw)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort