Ludwigshafen Kohls Sohn bleibt Beisetzung fern

Ludwigshafen · Die Planungen für die Trauerfeierlichkeiten in Straßburg gestalten sich schwierig.

Der ältere Sohn von Ex-Kanzler Helmut Kohl kritisiert die Pläne für die Trauerzeremonien und das Begräbnis seines Vaters. "Ich finde die bisherige Entwicklung unwürdig, für meinen Vater, für Deutschland und für Europa", sagte Walter Kohl der "Zeit". An der geplanten Beisetzung in Speyer werde er nicht teilnehmen. Zur Begründung sagte Walter Kohl, es sei eine falsche Entscheidung, dass sein Vater nicht im Familiengrab beerdigt werde. Er würde sich außerdem einen Staatsakt am Brandenburger Tor in Berlin wünschen.

Helmut Kohl war am 16. Juni nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren in Ludwigshafen gestorben und anschließend zu Hause aufgebahrt worden. Zur Würdigung seiner politischen Verdienste ist für den 1. Juli ein europäischer Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg geplant - unter anderem mit Reden von Kanzlerin Angela Merkel, EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Kohl soll als erster Politiker mit einer solchen Zeremonie auf EU-Ebene geehrt werden.

Walter Kohl heißt die bisherigen Planungen nicht gut. "Mit der Entscheidung für ein Begräbnis in Speyer soll sein politisches Lebenswerk von seiner Frau Hannelore getrennt werden", beklagte er. Dabei habe seine Mutter seinen Vater über Jahrzehnte getragen. "Er selbst hat immer betont, dass sein Lebenswerk ohne seine Frau Hannelore nicht möglich gewesen wäre." Deshalb fände er es richtig, wenn sein Vater an ihrer Seite bestattet würde. An der Beisetzung in Speyer werde er nicht teilnehmen, "auch um jeden Eindruck zu vermeiden, ich würde dies gutheißen".

Kohls Leichnam befindet sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch immer im Haus des früheren Bundeskanzlers in Ludwigshafen-Oggersheim. Am Donnerstag war ein Sarg von dort abgeholt worden. Dabei ging es aber nach Informationen der dpa darum, Abläufe zu klären für die spätere Abholung des Sarges mit Kohls Leichnam vor den Trauerfeierlichkeiten am 1. Juli in Straßburg und Speyer.

"Spiegel Online" berichtete gestern, die Planung des Gedenkens in Straßburg gestalte sich schwierig. Ein Problem sei unter anderem die Frage, wie der Sarg an seinen Bestimmungsort im Saal gelange. So befänden sich nahe am Eingang an der Stirnseite des Plenarsaals, durch den normalerweise der Präsident hereinkomme, Sitzbänke. "Wir kommen da womöglich nicht um die Ecke", zitiert das Portal einen Insider, schließlich könne man mit dem Sarg nicht nach Belieben verfahren: "Wir können ihn ja schlecht auf die Seite kippen."

Nach dem Trauerakt soll der Sarg per Hubschrauber nach Deutschland gebracht und nach der Landung bei Ludwigshafen nach Speyer gebracht werden. Dort ist im Dom am späten Nachmittag eine Totenmesse geplant, dann ein militärisches Abschiedszeremoniell. Danach soll Kohl beigesetzt werden.

(RP)
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