Bogota Kolumbianer wählen Krieg gegen Farc-Rebellen ab

Bogota · Die historische Wahlnacht endete mit einem umjubelten Versprechen: "Das ist das Ende von mehr als 50 Jahren Krieg im Land und der Anfang eines Kolumbien mit mehr Freiheit und sozialer Gerechtigkeit, im Frieden können wir beides erreichen", rief Wahlsieger Juan Manuel Santos seinen jubelnden Anhängern zu. Die nahmen den Ball auf: "Farc, Farc, Kolumbien möchte Frieden", sangen die glücklichen Sieger.

Dem Amtsinhaber ist ein beeindruckendes politisches Kunststück gelungen: Santos, der vor vier Jahren als Wunschkandidat seines Vorgängers und rechtskonservativen Hardliners Alvaro Uribe die Wahl gewann, hat fast sein gesamtes Wahlklientel ausgetauscht. Während die konservative Rechte bei diesem Wahlgang den Kandidaten aus dem inzwischen mit Santos verfeindeten Uribe-Lager, Oscar Ivan Zuluaga, wählte, riefen linke und liberale Parteien zur Wahl Santos' auf. Der hatte seine vor über einem Jahr begonnenen und weltweit beachteten Friedensgespräche mit der Guerilla-Organisation Farc zum Wahlkampfthema gemacht und war im ersten Durchgang überraschend Zuluaga unterlegen. Zwischen Santos und Zuluaga entbrannte darauf ein erbitterter Kampf um die politische Richtung des Landes. Das Lager Uribe/Zuluaga steht für eine militärische Lösung des Konfliktes, Santos will Verhandlungen.

Mit einer breiten Unterstützung aus der Zivilgesellschaft, der katholischen Kirche, Gewerkschaften und Unternehmern, gelang es Santos nun, seine Landsleute davon zu überzeugen, dass der Frieden mit der Farc die überzeugendere Perspektive für das südamerikanische Land ist.

Den Ausschlag für den Wahlsieg des Amtsinhabers gab offenbar eine historische Vereinbarung wenige Tage vor dem Urnengang. Erstmals räumte die Farc-Führung dabei öffentlich ihren Teil der Verantwortung an dem jahrzehntelangen grausamen Drogenkrieg ein und versprach öffentlich, keine Straffreiheit für ihre Taten aushandeln lassen zu wollen.

(RP)
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