Kommentar Griechische Illusionen

Wenn das kein Zufall ist: Einen Tag, bevor die Griechen die ungeliebte deutsche Kanzlerin empfangen, setzen sie ein deutliches Zeichen der Emanzipation. Das Fast-Pleite-Land kehrt an den Kapitalmarkt zurück und leiht sich drei Milliarden Euro. Und zwar von privaten Investoren, die (anders als die strengen Euro-Retter) keine drastischen Sparpakete verlangen, sondern einfach nur Zinsen. Und selbst diese fallen überraschend niedrig aus. Ende gut, alles gut in Athen? Nein.

Kommentar zu Griechenlands Rückkehr an den Kapitalmarkt
Foto: dpa, Boris Roessler

Die Investoren glauben nicht an den Aufstieg des griechischen Phönix aus der Asche. Sie glauben an Rettungsschirme und Europäische Zentralbank, die versprochen haben, alles zur Rettung des Euro zu tun. Mit dem deutschen Steuerzahler im Rücken lässt sich eben leichter investieren. Das ist, anders als die Euro-Gegner der AfD meinen, kein Skandal, sondern gewollt. Umso wichtiger ist es, dass die Griechen ihre gerade erst gestarteten Reformen fortsetzen. Nur so wird aus dem kleinen Comeback ein dauerhafter Erfolg. Merkel ist gut beraten, das heute klar zu sagen und nicht nur Euro-Euphorie zu verbreiten.

(RP)
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