Moskau Kreml teilt türkische Mordthese nicht

Moskau · Moskau hält sich mit Schuldzuweisungen nach dem Botschafter-Attentat zurück.

Der Kreml hält türkische Schuldzuweisungen nach dem Mord am russischen Botschafter in Ankara für verfrüht. Andrej Karlow war am Montagabend in Ankara von einem türkischen Polizisten hinterrücks erschossen worden. "Wir sind der Ansicht, dass erst die Resultate der Ermittlergruppe vorliegen sollten", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu hatte zuvor berichtet, Außenminister Mevlüt Cavusoglu habe seinen US-Kollegen John Kerry informiert, dass die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen für den Anschlag verantwortlich sei. Das wüssten "sowohl die Türkei als auch Russland". Ein Sprecher des US-Außenamts nannte die Vorwürfe lächerlich.

Die türkische Regierung macht die Gülen-Bewegung auch für den Putschversuch von Mitte Juli verantwortlich. Gestern wurden weitere 1980 Mitarbeiter des Bildungsministeriums vom Dienst suspendiert, darunter auch Lehrer. Die Staatsbediensteten würden verdächtigt, der Gülen-Bewegung anzugehören.

Peskow deutete außerdem an, dass die russische Regierung nicht davon ausgeht, dass die Tat das Werk eines Einzelnen war. Er rechne damit, dass die gemeinsame Ermittlergruppe die Drahtzieher des Mordes an Karlow früher oder später finden werde. Das von Russland nach Ankara entsandte Expertenteam nahm unterdessen seine Ermittlungen zum Attentat und zu möglichen Hintermännern auf. Die 18-köpfige Gruppe aus Russland traf in der türkischen Hauptstadt mit einheimischen Polizisten aus dem Bereich der Terrorismusbekämpfung zusammen. 120 Mitarbeiter der Polizei in Ankara wurden abgeordnet, um mit dem russischen Team zusammenzuarbeiten.

Präsident Wladimir Putin verlieh Karlow posthum den Titel "Held Russlands". Putin will heute auch an den Trauerfeiern für den ermordeten Botschafter teilnehmen.

(RP)
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