Claudia Roth warnt vor "Kräftemessen und Blockdenken" Krimkrise schadet Weltwirtschaft - Börsen stürzen ab

Kiew/Moskau · Der Konflikt zwischen Moskau und Kiew um die Krim hat die Weltwirtschaft erreicht. Der Ölpreis steigt, der Euro knickt ein, und die Börsen fallen rasant. Zugleich forciert Russland den Nervenkrieg.

Claudia Roth warnt vor einem "Kampf der Einflussbereiche".

Claudia Roth warnt vor einem "Kampf der Einflussbereiche".

Foto: dapd, Michael Gottschalk

Die Furcht vor einem bewaffneten Konflikt um die Halbinsel Krim hat am Montag die Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Am schlimmsten erwischte es den Handelsplatz Moskau, dessen Börse in der Spitze um zehn Prozent einbrach. Der Rubel fiel auf ein Rekordtief. Auch in Frankfurt, London und New York gaben die Kurse deutlich nach. Der deutsche Index Dax büßte 3,4 Prozent ein. Schwächer notierte auch der Euro, der unter 1,38 Dollar sackte.

Zugleich stieg der Ölpreis auf ein neues Hoch von 112,39 Euro pro Barrel (159 Liter) Nordseeöl. Auch der als Krisenindikator besonders beachtete Goldpreis erreichte mit 1354,80 Dollar pro Feinunze den höchsten Stand seit Oktober des vergangenen Jahres. Die Anleger, so der Aktienhändler David Thebault vom Brokerhaus Global Equities, würden aus den russischen und ukrainischen Werten fliehen. Der Düsseldorfer Handelskonzern Metro überdenkt den Börsengang seiner russischen Tochter vor dem Hintergrund des Konflikts.

Die russische Seite verschärft unterdessen den Nervenkrieg um die Krim. So vermeldete die russische Nachrichtenagentur Interfax ein Ultimatum an die auf der Krim stationierten ukrainischen Truppen, die Waffen niederzulegen. Kurze Zeit später wurde die Meldung dementiert. Russlandfreundliche Truppen hatten am Wochenende die Krim faktisch besetzt, auch ohne dass der russische Präsident Wladimir Putin den offiziellen Befehl für einen Einmarsch gegeben hatte. In der Ost-Ukraine, in der viele Russen wohnen, besetzten Pro-Putin-Demonstranten das Gebäude der Regionalverwaltung der Stadt Donezk.

Die Bundesregierung zeigte sich über die Lage auf der Krim alarmiert. "Europa befindet sich in der schärfsten Krise seit dem Mauerfall", sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier vor einem Sondertreffen der EU-Außenminister in Brüssel. Die Kanzlerin sei "aufs Äußerste besorgt", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er sprach von einem "inakzeptablen russischen Vorgehen". Die EU-Staats- und Regierungschefs wollen am Donnerstag auf einem Sondergipfel über die Ukraine reden.

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) warnte vor einem "Kampf der Einflussbereiche". Es müsse um die Identität und Selbstbestimmung der Ukraine gehen. "In einer vernetzten Welt ist kein Platz mehr für Kräftemessen und Blockdenken", betonte sie. "Die militärischen Drohgebärden Russlands müssen sofort beendet werden."

(RP)
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