Düsseldorf Kritik an schwarz-roten Rentenplänen

Düsseldorf · Die Reformen seien ungerecht, meinen Experten. Widerstand formiert sich auch in der Jungen Union.

Bernd Raffelhüschen ist sich sicher: "Die geplante Rentenreform raubt der jungen Generation die finanzielle und politische Gestaltungsfreiheit." Der Freiburger Rentenexperte sieht in dem Paket eine eklatante Schieflage zulasten der Jüngeren. Im Verteilungskampf um milliardenschwere Mehrausgaben hätten klar die Älteren gewonnen. Schlimmer noch: Die jüngere Generation werde für die Jahr um Jahr steigenden Mehrausgaben der Renten- und Pflegeversicherung immer höhere Beiträge bezahlen müssen. Raffelhüschen hält einen Anstieg des Rentenbeitrags von derzeit 18,3 auf 28 Prozent bis 2040 für realistisch. "Das ist ganz großer Unfug", schimpft der Ökonomie-Professor: "Es ist alles falsch, was gemacht wird." Der Münchner Rentenexperte Axel Börsch-Supan beziffert die Kosten der Rentenpläne auf mindestens 65 Milliarden Euro – allein in den kommenden vier Jahren. Die jährlichen Mehrausgaben für die jüngere Generation machen laut Börsch-Supan dagegen nur rund ein Zehntel der Wohltaten für Ältere aus.

"Mit einer gerechten und vorausschauenden Politik hat das nichts zu tun", sagt Wolfgang Gründinger, Sprecher der "Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen". Der 30-Jährige kritisiert vor allem die Mütterrente: "Sie bindet umfangreiche Finanzmittel, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden. Junge Familien brauchen die Hilfe der Gesellschaft während der Zeit der Kindererziehung – und nicht erst Jahrzehnte später."

Kritik am Rentenpaket kommt auch aus den eigenen Reihen: "Mit unseren 120 000 Mitgliedern müssen wir vor Ort auf den unverantwortlichen Bruch des Generationenvertrages aufmerksam machen", heißt es in einem Rundschreiben zweier Vorstandsmitglieder der Jungen Union (JU). Einer von ihnen ist JU-Vizechef Benedict Pöttering. Der 30-Jährige ruft die jungen Abgeordneten im Bundestag zum "Widerstand gegen den Renten-Wahnsinn" der großen Koalition auf. "Die Reserven der Rentenkasse werden verpulvert und die sozialen Sicherungssysteme nachhaltig belastet. Die Kosten dieses Wahlgeschenks werden der kommenden Generation aufgebürdet", kritisiert Pöttering.

Vor allem die Abkehr von der Rente mit 67 hält er für falsch: "Zusammen mit der geplanten Einführung eines Mindestlohns von 8,50 Euro fährt die Bundesregierung ein umfassendes Vernichtungsprogramm für Arbeitsplätze."

(RP)
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