Washington Dreifachmord in Kansas City: Geheimbund unter Verdacht

Washington · Ziel war ein jüdisches Zentrum. Der Täter soll ein Anführer des rassistischen Ku-Klux-Klan sein, der noch immer sein Unwesen treibt.

Drei Tote bei Schüssen an jüdischen Einrichtungen in Kansas
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Drei Tote bei Schüssen an jüdischen Einrichtungen in Kansas

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Im jüdischen Gemeindezentrum von Kansas City fand gerade ein Tanzwettbewerb statt, Rentner spielten Karten, an den Fitnessgeräten herrschte Hochbetrieb, als über Lautsprecher die Warnung kam: Niemand möge das Gebäude verlassen, man solle in Deckung gehen, möglichst weit weg von den Fenstern. Auf dem Parkplatz waren Schüsse gefallen.

Ein Arzt, William Corporon, dem Glauben nach Methodist, war auf der Stelle tot, sein 14 Jahre alter Enkel Reat starb im Krankenhaus. Kurz darauf feuerte der Schütze auf eine Frau, die er vorm "Village Shalom", einem jüdischen Seniorenheim in der Satellitenstadt Overland Park, ins Visier genommen hatte.

Als ihm eine Polizeipatrouille den Fluchtweg versperrte, so berichteten es Reporter des "Kansas City Star", gab der Mann auf. "Heil Hitler", soll er noch gebrüllt haben - ganz offensichtlich war es antisemitischer Hass, der Frazier Glenn Cross motivierte, auch wenn es die Ermittler vorerst bei der Floskel belassen, dass über das Motiv noch Unklarheit herrsche. Ausgerechnet am Vorabend des jüdischen Pessach-Fests schritt er zur Tat, der 73-Jährige aus Aurora, einer Kleinstadt im ländlichen Missouri. Auch das dürfte kein Zufall gewesen sein.

Nach allem, was man bisher über ihn weiß, zog Cross mit den Green Berets, einer Eliteeinheit, in den Vietnamkrieg, bevor er in den 70er Jahren begann, rassistische Verschwörungstheorien zu verbreiten. Wohl in dieser Zeit stieß er zum Ku-Klux-Klan, wo er zum "Grand Dragon" aufstieg, zu einem regionalen Anführer des KKK. Gegründet nach dem Bürgerkrieg von Südstaatlern, denen der Sinn nach Revanche stand, verlegte sich der Geheimbund mit seinen Kapuzenmännern und den brennenden Kreuzen in den 60er Jahren auf einen Mordfeldzug gegen schwarze Amerikaner, deren rechtliche Gleichstellung er um jeden Preis verhindern wollte. Heute zählt er nur noch schätzungsweise 5000 Mitglieder, was allerdings nicht heißt, dass das Kapitel rassistischer Gewalt beendet wäre. Und nicht nur gegen Schwarze richtet sich der Hass der weißen Überlegenheitsfanatiker, auch gegen Juden, gegen Immigranten aus Asien und Lateinamerika, gegen alles, was ihr bigottes Weltbild als fremd und bedrohlich einstuft. Frazier Glenn Cross wiederum ist ein Name, den genaue Beobachter des Milieus seit Langem kennen.

Das Southern Poverty Law Center (SPLC), ein Bürgerrechtszentrum in Alabama, reichte bereits in den frühen 80er Jahren Klage gegen ihn ein, nachdem er Afroamerikaner massiv eingeschüchtert hatte. Daraufhin plante Cross ein Attentat auf Morris Dee, den Chef des SPLC. Dafür musste er drei Jahre ins Gefängnis.

(RP)
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