Berlin Streit um Entschädigung von Kundus-Opfern vor Gericht

Berlin · Das verheerende Bombardement von Kundus ist nun schon mehr als fünf Jahre her, aber der Streit über die Entschädigung der Opfer hält immer noch an. In der Nacht zum 4. September 2009 bombardierte ein amerikanischer Kampfjet auf deutschen Befehl zwei von den radikalislamischen Taliban gekaperte Tanklaster. Der Bundeswehroberst Georg Klein befürchtete, dass die Aufständischen die Fahrzeuge als fahrende Bomben verwenden könnten - obwohl die Laster auf einer Sandbank feststeckten. Etwa 100 Menschen kamen ums Leben, viele von ihnen wollten einfach nur Benzin abzapfen.

Der Bremer Anwalt Karim Popal kämpft nun schon in zweiter Instanz mit zwei Musterklagen für 81 afghanische Familien, die sich von der Bundesrepublik Deutschland ungerecht behandelt fühlen. Die Bundesregierung hatte an 90 Opferfamilien jeweils 5000 US-Dollar (4460 Euro) gezahlt. Popal fordert 39 000 Euro für einen getöteten Angehörigen. "Afghanen sind nicht so billig", sagt er. Der nächste Verhandlungstermin steht am 12. März vor dem Oberlandesgericht Köln an.

Die 5000 Dollar wurden als freiwillige Kompensation gezahlt, ohne Schuldeingeständnis. Das gilt auch für die vielen weiteren Fälle, in denen die Bundeswehr für von ihr verursachte Kriegsschäden aufgekommen ist. In 13 Jahren Afghanistan-Einsatz kamen dabei 1,1 Millionen Dollar (rund 995 000 Euro) zusammen. Fast jeder Zweite unter den Schadensfällen (85 von 186) geht auf Unfälle zurück, in die Fahrzeuge der Bundeswehr verwickelt waren.

Im Vergleich zu den großen Bündnispartnern in Afghanistan entschädigt die Bundeswehr noch relativ großzügig. Die USA zahlen nach Recherchen der US-Menschenrechtsorganisation Center for Civilians in Conflict 2000 bis 2500 Dollar für einen getöteten Zivilisten. Die 5000 Dollar aus Deutschland sind für afghanische Verhältnisse viel Geld. Die Summe entspricht dem achtfachen jährlichen Durchschnittseinkommen von 585 Dollar.

(dpa)
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