Lamya Kaddor "Der soziale Frieden in Deutschland ist nicht mehr stabil"

Was halten Sie von "Pegida"?

Was halten Sie von "Pegida"?

Kaddor Ich finde diese Gruppe vom Grundsatz her eindeutig fremdenfeindlich. Die Anhänger der Bewegung sind keine Patrioten und haben vermutlich auch wenig Interesse an diesem Staat mit seinem Grundgesetz. Diese Bewegung zeigt, dass der soziale Friede in unserem Land nicht so stabil ist, wie wir glauben. Die Politik sollte deshalb aktiver werden.

Und was genau tun?

Kaddor Ich wünsche mir, dass Islamfeindlichkeit stärker sicherheitspolitisch betrachtet wird. Dass Hetzportale endlich offiziell vom Staat überwacht werden. Heutzutage darf man Muslime in fast jeder Form beschimpfen, sie herabwürdigen, und das gilt maximal als Beleidigung. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.

Können Sie die Ängste nichtmuslimischer Deutscher denn verstehen?

Kaddor Selbstverständlich. Ich habe schließlich die gleichen Ängste. Ich will auch nicht, dass meine Kinder von Salafisten verführt werden.

Sie haben in NRW bei einem Schulversuch "Islamkunde in deutscher Sprache" unterrichtet. Fünf Schüler dieses Projekts sind als Freiwillige in den Dschihad nach Syrien gezogen. Was hat das mit Ihnen gemacht?

Kaddor Ich habe das als persönliche Niederlage empfunden. Diese Schüler sind in das Land meiner Eltern gereist und wollten dort kämpfen. Die meisten sind aber wieder zurück und haben erkannt, dass es ein Riesenfehler war, den sie da begangen haben.

JASMIN BUCK FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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