Persönlich Linus Förster . . . drohen bis zu 15 Jahre Haft

Es war die Strafanzeige einer Prostituierten, die die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Linus Förster vor gut einem Jahr ins Rollen brachte. Die Frau sagte der Polizei, ein Bordellkunde habe sie zunächst gegen ihren Willen filmen wollen, anschließend sei er gewalttätig geworden. Dass es sich bei diesem Kunden um den bayerischen SPD-Landtagsabgeordneten Heinrich Linus Förster handeln soll, wusste damals noch keiner. Gut ein Jahr ist vergangen. Und gestern begann vor dem Landgericht Augsburg der Prozess gegen Förster: Schweren sexuellen Missbrauch in mehreren Fällen und den Besitz von Kinderpornografie hat der 52-Jährige gestanden. Er ist inzwischen von allen Ämtern zurückgetreten und aus der SPD ausgetreten. Hier geht es nicht nur um den tiefen Fall eines ehemaligen Politikers. Es geht um einen mutmaßlichen Straftäter, dem nun bis zu 15 Jahre Haft drohen.

Förster promovierte an der Universität Augsburg, war Unternehmensberater. 1984 trat er der SPD bei. Konfession: keine. Familienstand: ledig. So steht es noch heute in seinem Abgeordnetenprofil. Förster saß bis 2016 im Landtag Bayerns, machte aber kaum Schlagzeilen - weder politisch noch privat. Er war stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie regionale Beziehungen und auch jugendpolitischer Sprecher. All diese Ämter sind nun weg.

Förster soll vor dem Prozessauftakt mit vier von fünf vergewaltigten Frauen einen Ausgleich vereinbart und eine Ex-Lebensgefährtin mit 20.000 Euro "entschädigt" haben.

Und geradezu obskur, fast provokativ wirkt da ein Satz, der laut "Augsburger Allgemeine" lange Zeit auf der Homepage dieses Mannes stand: "Persönlichkeit ist, was übrig bleibt, wenn man Ämter, Orden und Titel einer Person abzieht." Spätestens seit dem gestrigen Geständnis liegt nahe: Von Linus Förster bleibt wenig Gutes übrig.

Jessica Balleer

(RP)
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