Lufthansa und die Moral

Bei der Bewältigung der Germanwings-Katastrophe macht die Lufthansa eine immer unglücklichere Figur. Vorstandschef Carsten Spohr fehlte gestern bei der Trauerfeier in Südfrankreich - er wolle die Atmosphäre nicht belasten, heißt es. Gespräche mit den Opferanwälten über die angebotenen Schmerzensgelder lehnte der Konzern ab. Im aktuellen "Spiegel" verteidigt weder Spohr noch ein Vorstand die angebotenen Schmerzensgelder - ein externer Anwalt spricht.

Das Vorgehen legt nahe, dass Spohr die moralische Dimension der Katastrophe nicht ausreichend begriffen hat. Die Maschine stürzte ab, weil ein Lufthansa-Pilot sie gezielt gegen einen Berg steuerte. Dies war auch möglich, weil Hinweise auf dessen angeschlagene Psyche zu wenig beachtet wurden. Der Konzern hatte es - im Gegensatz zu anderen Airlines - für unmöglich gehalten, dass ein Pilot Selbstmord im Cockpit begeht. Also gab es keine Zwei-Personen-Pflicht im Cockpit. Diese Versäumnisse sind nicht rückgängig zu machen. Aber die Lufthansa muss stärker auf die Angehörigenfamilien zugehen.

(RP)
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