Sevilla/Düsseldorf Luftwaffe verhängt Flugverbot für Militär-Airbus

Sevilla/Düsseldorf · Einen Monat vor der Auslieferung an die türkischen Streitkräfte ist am Samstag ein Militärtransporter A 400 M "Atlas" beim ersten Testflug im südspanischen Sevilla kurz nach dem Start abgestürzt. Von der sechsköpfigen spanischen Werksbesatzung starben vier Menschen, zwei überlebten mit schwersten Verletzungen, wie die Herstellerfirma Airbus Defence & Space mitteilte. Man sei auch mit Blick auf die Angehörigen der Besatzung tief betroffen.

Der Voice-Recorder und der Flugdatenschreiber wurden gestern aus dem völlig verbrannten Wrack geborgen. In Sevilla werden die Militärmaschinen zusammengebaut und getestet. Der Rumpf des 45 Meter langen und 15 Meter hohen Flugzeugs wird in Bremen produziert.

Die deutsche und die britische Luftwaffe entschieden unmittelbar nach dem Unglück, ihre "Atlas" bis zur Klärung der Absturzursache am Boden zu lassen. Fünf der acht Käuferstaaten fliegen die viermotorige Maschine bislang - neben Deutschland, Großbritannien und der Türkei sind es die Luftwaffen von Malaysia und Frankreich.

Als das größte gemeinsame Verteidigungsprojekt in Europa war der Militär-Airbus für 20 Milliarden Euro entwickelt worden. Die Europäer hatten darauf bestanden, ein eigenes modernes Transportflugzeug zu bauen, obwohl geeignete Modelle wie die C-17 "Globemaster" längst auf dem Markt waren. Doch die bewährten C-17 werden in den USA produziert.

Das Unglück wird die ohnehin schleppende Auslieferung der A 400 M noch weiter verzögern. Der Transporter gilt als eines der großen Rüstungsprobleme, mit denen auch die Bundeswehr zu kämpfen hat: Zunächst gab es Triebwerksprobleme, dann erhebliche Finanzierungslücken durch Stückzahlreduzierungen und Mehrkosten. Und zwischenzeitlich musste sich Airbus auf das zivile Großraumflugzeug A 380 konzentrieren, um dessen Zeitplan zu halten, worauf es zu weiteren Verzögerungen kam.

So hat die deutsche Luftwaffe bislang erst einen der dringend benötigten Nachfolger der "Transall" erhalten, deren Erstflug 1963 stattgefunden hatte. Die erste A 400 M ist derzeit noch in der Einsatzprüfung; von einer langen Mängelliste war bei der Übernahme die Rede.

Für dieses Jahr wurden der Bundeswehr zwei bis drei statt der erhofften fünf "Atlas" versprochen, was aber nun auch infrage gestellt ist. Insgesamt bestellt sind 53 statt der ursprünglich angekündigten 73 Maschinen. Die Bundeswehr darf aber auf Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestages aus Kostengründen nur 40 Maschinen betreiben. Die restlichen 13 Exemplare sollen weiterverkauft werden.

(mic)
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