Wittenberg Luther-Ausstellung bleibt hinter Erwartungen zurück

Wittenberg · Margot Käßmann war am Ende zufrieden. "Erstmals war ein Reformationsjubiläum weltoffen, international, dialogorientiert", sagte die Reformationsbeauftragte des Rates der EKD zum Ende der Weltausstellung Reformation in Wittenberg. Nach 16 Wochen wurde dort Bilanz gezogen: Seit Anfang Juni habe man, so der Geschäftsführer Ulrich Schneider, insgesamt 294.000 "Eintritte" gezählt. Rund 30.000 Menschen besuchten die Kunstausstellung "Luther und die Avantgarde" im alten Gefängnis von Wittenberg, die bis 1. November verlängert werden soll.

Die Schlosskirche, an deren Tür Martin Luther seine 95 Thesen anschlug, wurde seit Jahresbeginn von 300.000 Menschen besucht. Damit bleibt die Weltausstellung in Wittenberg deutlich hinter den Erwartungen zurück. "Als wir im letzten Jahr die Touristiker gefragt haben, wie viele Besucher kommen würden, hieß es 12- bis 15.000 am Tag", sagte der Wittenberger Superintendent Christian Beuchel. Später gingen die Veranstalter von 500.000 Besuchern der Ausstellung aus, die mit entsprechend hohem Aufwand geplant wurde: Rund 20 Millionen Euro Kirchensteuern und staatliche Zuschüsse flossen in die Stände in den Parkanlagen und in der Innenstadt von Wittenberg. "Mir ist klar, dass es auch kritische Punkte gab, wie könnte es anders sein, bei einem so großen Projekt", sagte Käßmann. "Wir werden sie sammeln, und in die Auswertung einbeziehen." Unklar ist, ob die deutlich schlechteren Besucherzahlen Auswirkungen auf die Finanzen des Vereins haben. Der Kassensturz werde erst im Oktober oder November erfolgen, sagte Geschäftsführer Schneider. Sollte der Verein mit einem Defizit schließen, wird wohl die Evangelische Kirche die Zeche zahlen müssen.

Positive Wirkung hatte die Weltausstellung in Wittenberg und der Region. In Garrey, einem kleinen Dorf in der Nähe, fand etwa während der Ausstellung jeden Sonntag ein Gottesdienst statt. Der Oberbürgermeister von Wittenberg, Torsten Zugehör, sagte: "2017 war das mit Abstand erfolgreichste und am stärksten besuchte Jahr in der Geschichte der Stadt."

(lass)
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