Paris Madame Macron sucht ihre Rolle

Paris · Die Gattin des französischen Präsidenten hat großen Einfluss auf ihren Mann. Ein eigenes Aufgabenfeld aber fehlt ihr noch.

Es war einer der Termine, die Brigitte Macron sichtlich Spaß machen. Die Präsidentengattin, angetan mit einer ihrer geliebten Jacken im Armeestil, plauderte angeregt mit dem Sänger Bono. Der U2-Frontman war in den Elysée-Palast gekommen, um mit Frankreichs Regierungschef Emmanuel Macron über die Armutsbekämpfung zu reden - und Madame Macron war im rockigen Outfit mit von der Partie. "Sie ist begeistert vom Thema Bildung für junge Mädchen. Ich denke, das liegt daran, dass sie selbst Lehrerin ist", sagte der Sänger hinterher.

Der Begegnung mit Bono ist typisch für "Brigitte", wie die Franzosen sie nennen. Die beliebte Première Dame, 25 Jahre älter als ihr Mann, zeigt an der Seite des Präsidenten Präsenz und nimmt ihren Platz selbstbewusst ein. "Die Vizepräsidentin" nannte sie die konservative Zeitschrift "Valeurs actuelles" deshalb bereits. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die elegante 64-Jährige großen Einfluss auf ihren Mann hat. "In Wahrheit spielen einige Berater überhaupt keine Rolle. Alles geht über Brigitte", zitiert das Magazin einen Mitarbeiter eines Ministeriums.

Emmanuel Macron hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, dass seine Frau im Elysée-Palast kein Schattendasein führen werde. Anders als Julie Gayet, die Lebensgefährtin seines Vorgängers François Hollande, die sich nie mit dem Staatschef in der Öffentlichkeit zeigte. "Ich möchte, dass ein Rahmen definiert wird. Die Person, die mit einem lebt, soll eine Rolle haben und in dieser Rolle anerkannt werden", forderte der 39-Jährige als Kandidat in einem Fernsehinterview. Ähnlich wie in den USA soll der Status der First Lady deshalb nun auch in Frankreich festgeschrieben werden - mit einem eigenen Budget, aber ohne Gehalt.

Bisher hat Brigitte Macron nur ein Büro. Im "Frauenflügel" des Elysée-Palasts hat sie den Salon des Fourgères im Erdgeschoss bezogen. Der dreifachen Mutter und siebenfachen Großmutter fehlt nun noch ein Projekt, das sie als First Lady voranbringen könnte. Nach Jahrzehnten als Französischlehrerin ist Bildung natürlich eines ihrer Herzensanliegen. Das andere ist der Einsatz für Behinderte und Benachteiligte: Das Präsidentenpaar empfing bereits autistische Kinder im Palais und führte sie medienwirksam durch die vergoldeten Säle. "Nichts wird improvisiert. Viel Ernsthaftigkeit und Nähe zu den Menschen vor Ort sind nötig", zitiert die Zeitschrift "Paris Match" Brigitte Macron zu ihrer neuen Aufgabe. "Das ist ein Job, den ich mit Freude mache und in dem ich versuche, das zu erfüllen, was die Franzosen von mir erwarten."

Die Erwartungen scheinen hoch zu sein, denn die Präsidentengattin erhält pro Tag mehr als 200 Briefe. Fünf Leute sind in der Poststelle allein damit beschäftigt, die Korrespondenz von Madame Macron zu beantworten. Drei Mitarbeiter hat die grazile Blonde für sich allein, dazu noch zwei Leibwächter.

Damit ist Brigitte Macron für die Franzosen weniger teuer als ihre Vorgängerin Valérie Trierweiler, die erste Lebensgefährtin Hollandes nach seiner Wahl. Die hatte fünf Assistenten, die im Jahr 2013 laut Rechnungshof knapp 400.000 Euro kosteten. Dazu kamen noch vier Leibwächter, die wie das gesamte Personal der Première Dame aus dem Topf des Präsidenten bezahlt wurden. Carla Bruni, die singende Ehefrau von Nicolas Sarkozy, brachte es sogar auf acht Mitarbeiter. Die gebürtige Italienerin wurde vom Rechnungshof auch noch gerügt, weil sie in knapp zwei Jahren 410.000 Euro für die Website ihrer Stiftung gegen soziale Ausgrenzung ausgab.

Dass Geld ein heikles Thema ist, musste auch Brigitte Macron schon erfahren, deren Mann einen strengen Sparkurs fährt. "Hunderte Beamte sollen in der Nationalversammlung die Kassenzettel kontrollieren, und die Frau des Staatschefs bekommt ein eigenes Budget. Damit bin ich nicht einverstanden", kritisierte der sozialistische Abgeordnete Luc Carvounas im Fernsehen. Der Elysée-Palast konterte mit der Bemerkung: "Die Franzosen wenden sich täglich mit Hunderten von Briefen an Brigitte Macron. Sie wird nicht sagen: 'Ich höre auf und kümmere mich nur noch um die Tischdecken und Blumen.'"

(RP)
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