Persönlich Manuel Valls . . . will endlich Hollande beerben

Das Leben könne gelingen, ohne dass man Präsident wird, gab François Hollande Manuel Valls bei der Verleihung des Verdienstordens im Oktober 2014 mit auf den Weg. Der Humor des Staatspräsidenten kam bei seinem Regierungschef nicht gut an, denn der ehrgeizige 54-Jährige träumte schon damals vom Einzug in den Elysée, dem Amtssitz des französischen Präsidenten. 2011 hatte sich Valls bei den Vorwahlen der Sozialisten beworben und war mit mageren sechs Prozent in der ersten Runde ausgeschieden. Fünf Jahre später scheint nun die Stunde des gebürtigen Katalanen gekommen zu sein: Gestern Abend kündigte er seinen Rücktritt als Premierminister und eine Kandidatur für die Vorwahlen im nächsten Jahr an. Diesmal unter günstigeren Voraussetzungen, denn laut einer Umfrage sehen 45 Prozent der linken Wählerschaft Valls als geeigneten Kandidaten - deutlich vor Arnaud Montebourg vom linken Parteiflügel mit 25 Prozent.

Doch der Vater von vier Kindern ist in seiner Partei umstritten. Und das nicht erst, seit ihm der Makel anhaftet, Hollande zum Verzicht auf eine erneute Kandidatur gedrängt zu haben. Vielen Sozialisten steht der jungenhafte Politiker mit dem kantigen Kinn zu weit rechts. Der einstige Bürgermeister der Pariser Vorstadt Evry hatte sich 2008 dafür ausgesprochen, das Wort "sozialistisch" aus dem Parteinamen zu streichen und die Partei zu "entstauben". Mit seiner Forderung nach einer Abschaffung der 35-Stunden-Woche machte er sich genauso viele Feinde wie mit der Arbeitsrechtsreform, die er am Parlament vorbei durchsetzte. Auch wegen seiner harten Haltung in Sicherheitsfragen ist Valls der Parteilinken ein Dorn im Auge, weshalb der ehemalige Innenminister hinter vorgehaltener Hand auch "Sarkozy der Linken" genannt wird. Bei den Vorwahlen kommt es nun darauf an, die Partei zu einen -eine Fähigkeit, die Valls nach Meinung vieler bisher nicht mitbringt.

Christine Longin

(RP)
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