Persönlich Marina Silva . . . will Brasilien aus der Krise führen

Dieser Auftritt lässt keinen Platz für Zweifel: Ein weißer Blazer, dazu ein strahlendes Lächeln und Augen, die vor Zuversicht und Optimismus strahlen. Marina Silva, selbstbewusste Herausforderin von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff, glaubt fest an ihre Chance, bald das größte Land Lateinamerikas politisch zu lenken.

Silva steht für ein anderes, ein neues Brasilien. Die 56 Jahre alte Frau aus Rio Branco setzt sich schon allein äußerlich von der weißen Elite ab, die das riesige Reich seit Jahrhunderten regiert. Das macht sie populär und gefährlich für Rousseff, die ehemalige Guerilla-Kämpferin, die um ihre Machtbasis in den Armenvierteln bangt. In den Umfragen liegt die Amtsinhaberin vorne, doch das Momentum ist auf der Seite der Herausforderin, die sich Chancen in einer Stichwahl in einem zweiten Wahlgang ausrechnet.

Erst im Teenageralter lernte Silva Lesen und Schreiben. Ihre Herkunft aus einer armen Siedlung im Amazonas und die Arbeit als Kautschukzapferin machen die schlanke Frau zu einer von denen, die in Brasilien wissen, was es heißt, tagtäglich ums Überleben zu kämpfen. Sie verkörpert jenen Traum, den viele Brasilianer dunkler Hautfarbe oder indigener Herkunft träumen und der ihnen doch verwehrt bleibt: vom Aufstieg von ganz unten nach ganz oben.

Zumal Rousseff, die gemäßigte Linkspolitikerin der regierenden Arbeiterpartei, in den letzten Wochen den Zorn der Brasilianer zu spüren bekam. Die Brasilianer lasten ihr die ausufernden Kosten, die Korruption und das Scheitern versprochener Infrastrukturprojekte an. Ein wenig unfair ist das schon, denn meist wurden die Fehler auf lokaler oder regionaler Ebene gemacht. Rousseff will zwar die Lebenssituation der sozial schwachen Bevölkerungsschichten mit Sozialprogrammen verbessern, doch am Status quo ändert auch sie nichts: Es regieren die Weißen. Rousseff ist eine von den Mächtigen - Silva eine von den Armen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort