Persönlich Markus Söder . . . kassiert Seehofer-Schelte

Noch vermeidet Bayerns Finanzminister Markus Söder (49) den offenen Machtkampf mit Partei- und Regierungschef Horst Seehofer (67). Die indirekte Auseinandersetzung zwischen dem Möchtegern-Nachfolger und dem Doppelamt-Inhaber hat nun jedoch eine neue Eskalationsstufe erreicht. Nachdem Seehofer Söder Ende 2012 schon einmal ohne Namensnennung in die Nähe von "Schmutzeleien" und "Charakterlosigkeit" gerückt hatte, stellte er ihn nun bei einer internen Wutrede erneut in den Senkel.

Anlass war Söders Reaktion nach dem jüngsten Parteitag, bei dem Seehofer die Devise zur Versöhnung mit der Merkel-CDU ausgegeben hatte. In einem Zeitungsinterview kritisierte Söder daraufhin jene Parteikollegen, die in Sachen Merkel-Unterstützung mit "vorauseilendem Gehorsam" vorangegangen seien. Das sei "nicht gut" gewesen, rüffelte Söder. Er meinte damit CSU-Vize wie Manfred Weber und Christian Schmidt oder auch Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt.

Als deren Vorstand turnusgemäß mit Seehofer und dem Vorstand der CSU-Landtagsfraktion in Berlin zusammen saß, brachte Ex-Parteichef Erwin Huber die Sprache auf Söders Interview. Daraufhin platzte Seehofer der Kragen. Er schimpfte über derartige "Privatstrategien", verurteilte, dass die CSU in solchen Fragen "zwei- oder dreigleisig" fahre und spöttelte über Söders Versuche, sich mit lokalen Finanzzuwendungen Unterstützung in der Landtagsfraktion zu sichern, mit den Worten: "Wer jeden Tag einen Förderbescheid überreicht, ist noch lange kein Stratege." Sitzungsteilnehmer bestätigen diese Zitate, die schnell nach München durchgestochen wurden.

"Noch lange kein Stratege" - das heißt übersetzt, dass Söder seinem Ziel, Seehofer zu beerben, keinen Millimeter näher gekommen ist. In München spricht man von ihm deshalb schon als "Prinz Charles der CSU".

(RP)
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