Persönlich Martin Winterkorn . . . feiert Geburtstag ohne VW

Es gibt wenige Ämter, die Martin Winterkorn geblieben sind, doch das bei Bayern München gehört dazu. Wären die Dinge anders verlaufen, dann wäre der Ingenieur morgen, an seinem 70. Geburtstag, noch immer Volkswagen-Chef, wohl auch noch für andere Aufgaben im Autokonzern verantwortlich, und vermutlich noch immer Chef des VW-Großaktionärs Porsche SE.

Stattdessen bleibt ihm nur der Sitz im Aufsichtsrat eines Fußballvereins. Beim FC Bayern sieht man Winterkorn noch auf der Tribüne sitzen, neben anderen wichtigen Managern. So wie früher, als VW erstmals mehr als zehn Millionen Fahrzeuge produzierte und Wiko, wie sie ihn in Wolfsburg nennen, und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch als Baumeister des Weltkonzerns galten.

Ansonsten ist inzwischen alles anders. Der VW-Abgasskandal hat aus dem einst mächtigsten Manager des Landes einen Paria gemacht, mit dem viele lieber nicht in Verbindung gebracht werden wollen. In Braunschweig und Stuttgart wird gegen ihn ermittelt, Marktmanipulation und Betrug wirft man ihm vor. Und das öffentliche Ansehen des Mannes, der einst 17,4 Millionen Euro in einem Jahr verdient hat, bekam weitere Risse, als bekannt wurde, dass er trotz des Abgas-Skandals inzwischen 3100 Euro Rente pro Tag bekommt. Manager, die jahrelang eng mit dem Ingenieur zusammengearbeitet haben, gehen deshalb vorsichtig auf Distanz. "Ich schätze Dr. Winterkorn sehr, aber ganz objektiv betrachtet hatte er einfach zu viele Ämter", sagte der aktuelle VW-Chef Matthias Müller zuletzt dem "Handelsblatt". Er versucht, weniger zentralistisch zu führen. Bei der VW-Tochter Audi in Ingolstadt merkten sie das auch daran, dass sie weniger Autos nach Wolfsburg fahren müssen - Winterkorn war berüchtigt für seine Fahrzeug-Tests. Nur von Diesel-Manipulationen will er nichts mitbekommen haben. Er sei ja kein Software-Ingenieur, sagte er vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages.

(RP)
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